berliner im weltgeschehen
: Ein Berliner Journalist über seine Abschiebung aus Miami

„Oh, Sie waren in Bagdad?“

Drei Wochen sollte unsere Reise nach Venezuela dauern, doch schon nach 8 Stunden wurde sie abrupt beendet. Gemeinsam mit einem anderen Berliner Journalisten wollte ich an einem Treffen globalisierungskritischer Organisationen Lateinamerikas in Caracas teilnehmen. Am Flughafen von Miami, wo lediglich umsteigen geplant war, stieß einer der zahlreichen „Immigration Officers“ beim Durchblättern meines Reisepasses auf ein Irakvisum. Dieses hatte ich für eine Reise in das bekriegte Land vor einigen Monaten benötigt.

„Sie waren ja in Bagdad“, rief er lautstark durch die Halle. Sofort waren wir von Beamten eingekreist, die uns für vorläufig festgenommen erklärten. Stundenlang wurden wir getrennt verhört. Anfangs konzentrierten sich meine Befrager auf den Irakaufenthalt. „Haben Sie dort Saddam Hussein getroffen?“, lautete eine durchaus ernst gemeinte Frage. Dann löcherten sie mich wegen meiner linken politischen Aktivitäten. Die Beamten legten Akten mit Fingerabdrücken und Fotos über uns an. Unsere Forderung nach einem Rechtsanwalt wurde ignoriert.

Nach dem Abschluss der Verhöre brachte man uns für 16 Stunden in eine fensterlose, beleuchtete Abschiebezelle. Schließlich steckten uns bewaffnete Beamte ins Flugzeug nach London. Dabei hätten uns die US-Behörden viel schneller loswerden können – unser Anschlussflug nach Venezuela war schon am Vortag abgehoben. Der Kollege, der nie im Irak war, erhielt zudem ein fünfjähriges Einreiseverbot in die USA. Die juristischen Grundlagen dieser Behandlung wurden uns nicht mitgeteilt. „Wir bestimmen hier, wir machen das eben so“, lautete die Erklärung.

PETER NOWAK