DIE GEGNER DES IRAKKRIEGES SIND ANTIAMERIKANISCH UND SELBSTGERECHT
: Diese Friedensbewegung braucht keiner

Die Prediger der Apokalypse – und auch die Amateure auf den Straßen und Plätzen dieser Republik – sollten jetzt einmal Ruhe geben. Die Prophezeiung, dass der Irak im Chaos versinke, ist nämlich genau so falsch wie die von den „Millionen von Flüchtlingen“; letzten Freitag kamen ganze drei Iraker in Jordanien an. „Der ganze Nahe Osten“ brennt auch nicht, wie Sprecher der Friedensbewegung geweissagt hatten. Es brennen noch nicht einmal die Ölfelder.

Im Gegenteil: Ein bedeutender Staat in der Region wurde von einem fürchterlichen Diktator und seinen Schergen befreit, die ein Terrorregime errichtet hatten, das Oppositionelle ermordete und die Minderheit der Kurden im eigenen Land mit Giftgas massakrierte. Dagegen allerdings sind keine Friedensfreunde auf die Straße gegangen; niemand hier verlangte nach Frieden dort. Aber als die US-Amerikaner eingriffen, standen sie alle auf – vom Sofa: „Kein Krieg für Öl.“

Antiamerikanismus ist also doch die Triebkraft der Friedensbewegung. Auf einer Demo in Berlin brannte eine US-Flagge. Linke Friedensfreunde laufen Sturm gegen die US-Amerikaner; parallel zu den Rechtsradikalen von der NPD – nicht gemeinsam mit ihnen. Der schmutzige Krieg der Russen gegen das Volk der Tschetschenen? Geschenkt. Kein Feindbild vorhanden, keine US-Amerikaner dabei. Aber als die USA in Afghanistan im Nachgang zum 11. September das Terrorregime der Taliban mit Waffengewalt beseitigten, waren die Friedensfreunde wieder zur Stelle: auf Mahnwachen und Umzügen. Amis raus aus Afghanistan.

Wo aber war die Friedensbewegung, als die religiösen Eiferer im Blut all derer badeten, die nicht bereit waren, sich ihrem brutalen Regime zu unterwerfen? Wer ging auf die Straße, weil die Frauen dort wie Tiere behandelt wurden? Ein paar Exilafghanen – allein. Auch als die Serben die bosnische Hauptstadt Sarajevo beschossen und dort täglich gestorben wurde, schwieg die Friedensbewegung. Erst als die US-Amerikaner nicht mehr tatenlos zusehen wollten und – allein – anfingen, die serbischen Stellungen zu bombardieren, erhoben die Friedensfreunde wieder mahnend ihre Stimmen.

Die Friedensbewegung werde noch gebraucht, hieß es aktuell in einem Kommentar auch dieser Zeitung. Aber wer braucht diese einseitige Friedensbewegung wirklich? Die Welt sicher nicht; und schon gar nicht die gnadenlose Selbstgerechtigkeit ihrer Wortführer. Einmal nachdenken und genauer hinschauen, das wäre hilfreich. Krieg ist nämlich nicht nur, wenn US-amerikanische GIs dabei sind. Krieg herrscht aktuell in knapp zwanzig Ländern der Welt; vor allem in Afrika. Aber überall ohne die Amis. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT