Aloe vera trifft den Zeitgeist

Viele wertvolle Wirkstoffe der alten Heilpflanze machen sie heutzutage zu einem beliebten Bestandteil von pflegender Naturkosmetik. Aloe-vera-Gel reguliert die Feuchtigkeit der Haut und schützt sie vor schädlichen Umwelteinflüssen

Aloe-vera-Gel beruhigt die Haut und hemmt Entzündungen

von MARTINA JANNING

Alexander der Große und mein Freund haben einiges gemeinsam. Beiden hat es die Geschichte angetan (der eine machte sie, der andere studierte sie), und beide vertrauen auf Aloe vera. Der berühmte Feldherr ließ seine verwundeten Soldaten mit dem Blattmark der Pflanze behandeln, mein Freund benutzt nach dem Rasieren ein After-Shave-Balsam mit Aloe vera.

Seit einigen Jahren erlebt die alte Heilpflanze hierzulande einen wahren Boom. „Aloe vera entspricht dem Zeitgeist“, sagt Ingrid Reißner vom Unternehmen Weleda, das Naturkosmetik herstellt. „Durch das gestiegene Gesundheitsbewusstsein von Kosmetikverwendern ist auch Aloe vera sehr beliebt geworden.“ Völlig zu Recht, meint Reißner. Die hochwertigen Inhaltsstoffe seien in pflegenden Kosmetika vielseitig einsetzbar.

Weltweit sind rund 300 Aloe-Arten offiziell verzeichnet, doch nur eine verfügt nachweislich über eine Wirkung auf Haut und Organismus, die „Aloe barbadensis Miller“.

Die „wahre“ Aloe-Pflanze sieht aus wie eine Agave und ist ein Liliengewächs. Aloe vera gedeiht in halb trockenen bis trockenen Gegenden. Da sie hier häufig lange Zeit ohne Wasser auskommen muss, hat die Pflanze die Fähigkeit entwickelt, Wasser und Nährstoffe zu speichern.

Im Blattmark der Aloe vera haben Forscher in den vergangenen Jahren rund 300 Wirkstoffe nachgewiesen, darunter zahlreiche Mineralstoffe, Vitamine, Enzyme, Aminosäuren und essenzielle Fettsäuren.

„Naturkosmetikprodukte mit Aloe-vera-Gel regulieren die Hautfeuchtigkeit, unterstützen den natürlichen Säureschutzmantel der Haut und bewahren sie so vor schädlichen Umwelteinflüssen“, erläutert Reißner. „Das Gel wirkt hautberuhigend, reizlindernd und entzündungshemmend, kühlt und fördert die Wundheilung.“ Sehr gut seien Bodylotions mit Aloe vera zum Beispiel als After-Sun-Pflege geeignet. In Südamerika werde die Wüstenlilie traditionell bei Sonnenbrand und kleinen Hautverletzungen benutzt.

Wissenschaftler der Universität Texas konnten mittlerweile entschlüsseln, wie die Wundheilung verläuft. Sie stellten fest, dass der Hauptwirkstoff der Aloe vera, das Acemannan, Wachstumsfaktoren bindet, die normalerweise zerstört würden. Wird Aloe-vera-Gel auf eine Wunde gegeben, verschließt es sie. Zudem haben Forschungen gezeigt, dass das Gel den Rhythmus der Zellerneuerung um das Sechs- bis Achtfache erhöht.

Das Bewusstsein für Gesundheit hat Aloe vera sehr beliebt gemacht

Äußerlich angewendet soll Aloe vera auch schon Neurodermitis- und Akne-Geplagten geholfen haben. Außerdem empfehlen Verwender sie gegen Herpes und Fußpilz. Wahre Fans der Pflanzen trinken ihren Saft. Als Nahrungsergänzungsmittel soll Aloe vera so das Immunsystem stärken, belebend wirken und die Leistungsfähigkeit steigern.

Damit die wertvollen Wirkstoffe des Aloe-vera-Gels erhalten bleiben, muss das Liliengewächs nach der Ernte sehr sorgfältig behandelt werden. Entscheidend ist dabei, dass das Pflanzenmark gründlich filetiert wird. Denn die äußeren Blattteile enthalten Stoffe, die die Oxidation des Pflanzensaftes fördern und allergische Reaktionen auslösen können. „Die erste Verarbeitung erfolgt noch am Ernteort in Spanien und Brasilien, dann wird das Gel tiefgekühlt transportiert und in Deutschland pasteurisiert, wo wir es in unseren Produkten weiterverarbeiten“, erklärt Reißner. Dabei verzichte Weleda bewusst auf synthetisch konservierende und stabilisierende Zusätze. Die verwendete Aloe vera stamme aus Betrieben, die Bio- und Demeter-zertifiziert sind.

Doch nicht immer ist „Natur“ drin, wo „Natur“ draufsteht. Der Begriff „Naturkosmetik“ ist nicht geschützt. Verbraucher, die sichergehen wollen, sollten Produkte mit dem Logo „Kontrollierte Naturkosmetik“ kaufen. Weleda-Produkte zum Beispiel tragen das vom BDIH (Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen) vergebene Gütesiegel.

Weitere Informationen zu den Kriterien des BDIH-Logos und eine Liste der zertifizierten Anbieter finden Interessierte im Internet unter der Adresse: www.kontrollierte-naturkosmetik.de