„Gotteskrieger“ nur verwirrt?

Der Bremer Busentführer wollte mit Geiselnahme „gegen Israel kämpfen“

BREMEN taz/ap ■ Das Bremer Amtsgericht hat gegen den 17-jährigen Busentführer Haftbefehl wegen Geiselnahme erlassen. Die Richterin befürchtet, dass der gebürtige Libanese Ali Marwan T. flüchten könnte. Er hatte am Freitag nach einem siebenstündigen Nervenkrieg einen Linienbus mit 19 Geiseln freiwillig freigegeben.

Nach Angaben des Staatsanwalts gaben die Eltern des Täters vor Beginn der Busentführung eine Vermisstenanzeige auf, nachdem sie einen Abschiedsbrief ihres Sohnes gefunden hatten – voll mit fanatisch-religiösen Ankündigungen: Er wolle als „Gotteskrieger“ gegen Israel kämpfen und einige Israelis mit in den Tod nehmen, schrieb der 17-Jährige darin. Der Staatsanwalt wollte sich gestern nicht zu möglichen Hintermännern äußern. Bremens Innensenator Kuno Böse (CDU) hatte von einem eindeutig islamistischen Hintergrund der Tat gesprochen. In einem Brief, den Ali Marwan T. während der Geiselnahme aus dem Bus reichte, forderte er unter anderem die Freilassung des mutmaßlichen Drahtziehers der Terroranschläge vom 11. September, Ramsi Binalshibh, sowie des verurteilten Komplizen Mounir al-Motassadeq. Bisher sei unklar, ob es sich um einen – möglicherweise verwirrten – Einzeltäter handele, so Böse weiter.

Der Zentralrat der Muslime kommentierte unter www.islam.de die Entführung: „Trotz der vielen Demütigungen und Verletzungen, die die Muslime weltweit täglich erleiden – worunter besonders die muslimische Jugend leidet – darf Gewalt gegen Unschuldige nie mögliches Mittel sein, um auf diese schwierige Situation aufmerksam zu machen.“

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