Und samstags dann auch mal vier Euro

Die überregionalen Zeitungen brauchen dringend ein neues Erlösmodell. Doch außer Preiserhöhungen fällt den beim „Netzwerk Recherche“ versammelten Chefredakteuren nichts ein. Lieber bringen sie sich in Endzeitstimmung

HAMBURG taz ■ Was passiert, wenn man dieser Tage die ChefredakteurInnen der krisengeplagten überregionalen deutschen Tagespresse nebeneinander setzt? Sie blasen Trübsal und entwickeln eine gewisse ironische Kumpelhaftigkeit, die man ansonsten eher von in miesen Jugendherbergen gestrandeten Schülerfreizeiten kennt.

Die Ankündigungen ihres Kanzlers vom Vormittag (siehe oben) nutzen nämlich nicht ihnen, sondern eher solventen Regionalverlegern auf Einkaufstour. Wenn dann Bild am Sonntag-Chefredakteure darauf hinweisen, dass sie mit ihrem Boulevardblatt dank „Viva“-BamS und Dieter Bohlen sogar noch die Reichweite bei jungen LeserInnen steigern konnten, wird die Stimmung auch nicht viel besser. Zumal sich Claus Strunz gleich im Anschluss zu der Bemerkung hinreißen ließ, „wer mit 200 Redakteuren keine Qualitätszeitung hinbekommt, habt vielleicht schlicht die falschen Mitarbeiter“.

Quatsch, konterte die Riege aus Frank Schirrmacher (FAZ), Giovanni di Lorenzo (Tagesspiegel), Bascha Mika (taz), Wolfgang Storz (Frankfurter Rundschau), Hans Werner Kilz (Süddeutsche Zeitung) und Stephan Richter vom Schlewsig-Holsteinischen Zeitungsverband, der die Fahne der Regionalpresse im überregionalen Feld hoch hielt. Schließlich liege die Auflage der meisten Titel heute deutlich höher als noch vor wenigen Jahren. Doch dass alte Erlösmodell, nachdem die Anzeigen für zwei Drittel der Einnahmen sorgten – und in guten Jahren bis zu 80 Prozent, so SZ-Chef Kilz – sei schlicht und für immer gescheitert. Zwei bis drei Euro täglich, orakelte die Runde, sei wohl ein realistischer Preis für überregionale Qualität. Und für die Samstagsausgabe, so Frank Schirrmacher, am besten gleich vier. Sonst, so der FAZ-Herausgeber, „wird es in Deutschland nur noch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die taz geben“, die jene „unverkäuflichen Werte“ hoch hielten. Auch Kilz verströmte eher das, was Moderator Hans Leyendecker „Endzeit spüren“ nannte: „Wir sind langsam an der Grenze“, jetzt kämen auch noch „Leute über Unternehmensberater in unser Haus“, die alles kürzten und „die Zeitung kaputthauen“ – nicht eben eine Liebeserklärung an die neuen Herren der SZ. STG