Zeitraffer: 100 Jahre Kongo

Wie veränderte die belgische Kolonialherrschaft die sozialen Strukturen des Kongo? Aus welchen Schichten und mit welchen Aktionen entstand die Unabhängigkeitsbewegung? Wieso kam es schon vor der Unabhängigkeit zu ethnischen Vertreibungen? Welche Ziele verfolgte Zaires Demokratiebewegung, und woran scheiterte sie? Solchen und anderen Fragen, die zum Verständnis des Landes wichtig sind und selten adäquat beantwortet werden, widmet sich der führende kongolesische Politologe Georges Nzongola-Ntalaja, langjähriger Gegner der Mobutu-Diktatur und heute Funktionär des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, in seinem Abriss der kongolesischen Geschichte von der belgischen Eroberung bis zu den Kriegen der Gegenwart.

Die Darstellung, deren zuweilen stark von der Terminologie marxistischer Klassenanalyse geprägte Sprache nicht die historische Exaktheit verbergen sollte, ist zugleich ein Plädoyer für einen Kongo, der den Bankrott der Machthaber, die Unfähigkeit der Demokraten und den Zynismus der internationalen Gemeinschaft hinter sich lässt. Dennoch warnt der Autor im Blick auf ethnische Spaltungen und religiöse Dogmen: „Ebenjene Elemente, die einer Bewegung kurzfristig ihre Stärke verleihen, untergraben sie langfristig.“ D.J.

Georges Nzongola-Ntalaja: „The Congo From Leopold To Kabila – A People’s History“. Zed Books, London/New York, 304 Seiten, 14,95 £, 25 $