„Diabetes-Steinzeit“

Bremer Diabetologen fordern eine bessere und zeitgemäße Versorgung der 35.000 Zuckerkranken

taz ■ Zuckerkrankheit nimmt zu – vielfach unbemerkt trifft sie immer häufiger junge Leute. Dieser Alarmruf wurde jetzt anlässlich der 38. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Bremen laut. Für Prävention müsse mehr getan werden, forderte der scheidende Präsident der Gesellschaft, der Münchener Mediziner Rüdiger Landgraf. Das ermögliche erhebliche Einsparungen im Gesundheitswesen.

Die Forderung nach verbesserter Prävention und Behandlung haben sich insbesondere Bremer Diabetes-Experten zu eigen gemacht. Bremen sei das einzige Bundesland, in dem es keine Strukturverträge für die Betreuung von DiabetikerInnen gebe, so die Fachärztin Dorothee Lübbert. Sie ist eine von rund zehn ÄrztInnen, die auf Diabetes spezialisiert sind – doch sie praktiziert als hausärztliche Internistin. In einem anderen Bundesland hätte sie als vertraglich anerkannte Diabetologin andere Möglichkeiten. Die Bremer Verhältnisse bezeichnet sie als „steinzeitlich“. So würden Diabetiker oft stationär im Krankenhaus aufgenommen, um im Selbstmanagement der Krankheit geschult zu werden. In anderen Ländern geschehe dies ambulant in Diabetes-Schwerpunktpraxen. Dies sei anerkannt erfolgreich, kostengünstiger und zeitgemäß, denn Zuckerkranke müssten realitätsnah lernen, ihre Lebensführung der Krankheit anzupassen. Auch in der Früherkennung sei viel zu verbessern.

Experten zufolge können eine veränderte Ernährung und mehr Bewegung im Frühstadium der Krankheit bei 60 Prozent der Betroffenen den Ausbruch verhindern oder hinauszögern. Doch Diabetes mellitus, die häufigste Form („Alterszucker“), trifft immer häufiger junge Leute – und wird oft übersehen. Die Folgen sind meist schwere Gesundheitsstörungen. ede