Alte arme Welt

Innerhalb der nächsten 50 Jahre wird das Durchschnittsalter um 12 Jahre steigen. Das stellt besonders die armen Länder vor Probleme

BERLIN taz ■ Die ganze Welt altert. Im Moment liegt das Durchschnittsalter bei 26,1 Jahren. In 50 Jahren wird der Mensch im Mittelwert 37,8 Jahre alt werden, prognostizierte die UN 2002 auf ihrer letzten Weltkonferenz zum Alter. Auch wenn Europa und Nordamerika älter sind als der Rest der Welt und Spanien langsam zum ältesten Land der Erde wird: Für die weltweite Alterung fällt das nicht groß ins Gewicht. Dafür wohnen dort zu wenige.

Ausschlaggebend für das höhere Alter der Weltbevölkerung sind die ärmeren Länder. Über die Hälfte aller Alten wird in Asien leben. Außerhalb Europas und Nordamerikas wird jeder fünfte Mensch im Jahr 2050 über 60 sein. Das ist zwar weniger als das Drittel an Senioren in den Industrieländern, führt aber auch zu großen Problemen. Das Verhältnis von Arbeitskräften und Menschen im Rentenalter wird in den Entwicklungsländern auf vier zu eins sinken. Außerdem wird der arme Teil der Welt viel schneller zu seiner Schicht alter Menschen kommen. Denn in den ärmeren Ländern, besonders in den asiatischen, kamen gerade in den letzten zehn Jahren im Verhältnis viel mehr Kinder zur Welt, die im Jahr 2050 alt sein werden. In diesen Ländern bleibt darum weniger Zeit, die Politik anzupassen. Die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation, Gro Harlem Brundtland, sagt dazu: „Die Industrieländer werden reich, bevor sie alt werden. Die Entwicklungsländer werden alt, bevor sie reich werden.“

Allerdings hat die Alterung in Asien und in Lateinamerika auch eine positive Folge. Dort werden mehr Menschen von Landwirtschaft leben können, wenn ältere Bauern weniger junge Menschen ernähren müssen. So können alle besser überleben. In Asien macht sich das schon jetzt bemerkbar.

Afrika wird der jüngste Kontinent sein, Niger das jüngste Land der Erde. Das ist keine erfreuliche Nachricht: Denn Afrika bleibt nicht deswegen jung, weil dort viele Menschen geboren werden, sondern weil so viele sterben, bevor sie 60 werden, an Aids, Malaria, anderen Krankheiten oder in Bürgerkriegen.

MAREKE ADEN