Slips im Alltag

Die Ausstellung „Kompilationen & Databases“ untersucht im Künstlerhaus das Subjektive bei Datenbanken

Archive sind selbstlos. Nur dazu da, Dokumente zu speichern, leise, unaufdringlich, umfassend – Bastionen der Seriosität. Bei den Archiven von heute, den Datenbanken hat das Image gelitten: Viel schneller stellt sich bei der digitalen Informationsfülle die Frage: Wer trifft da die Auswahl und nach welchen Kriterien? Die Datenbank ist eine subjektive Angelegenheit. Und „wir wollen die subjektive Ebene dabei sichtbar machen“, sagt Dorothee Richter, Kuratorin der Ausstellung „Kompilationen und Databases“, die heute um 20 Uhr im Künstlerhaus am Deich eröffnet wird.

Drei Beiträge sollen das Anliegen verdeutlichen: Der französische Künstler Jerome Joy hat eine Jukebox ins Künstlerhaus gestellt, die verschiedenste Sounds von Künstlern und Musikern zugänglich macht – die Kontakte entstanden vor allem über das Internet. Die Bandbreite der Klänge reicht vom verfremdeten Song bis zum zerfurchten Flächensound, bereitgestellt beispielsweise von Martin Kippenberger oder Funkmeister G oder von unbekannt unter dem Titel „Stockhausen Remixed“.

Der Filmemacher Florian Wüst hat für die Schau ein Filmprogramm zusammengestellt: Fünf Kurzfilme aus den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und China untersuchen unter der Überschrift „Der Fortschritt, die Stadt und die Arbeit“ den Zusammenhang zwischen technischer Entwicklung und Veränderung der Lebensumstände in den Städten.

Letzter möchte Marion Bösen erobern mit ihren Fotos, die sie als Aufkleber in der Auflage von 400 Stück dem Publikum zur freien Verwendung zur Verfügung stellt. Zu sehen ist auf den Bildern das immer gleiche Motiv in Variationen: Bösen hat an gespreizten Beinen vorbei Vaginas im Alltag fotografiert, und das heißt: Bekleidet mit Slips. Kuratorin Richter: „Es ist ein Spiel mit dem Voyeurismus.“ kli

bis 13.7. im Künstlerhaus Am Deich