Massenfestnahmen

Israelische Armee verhaftet 160 Palästinenser im Westjordanland. Fischers Nahost-Reise beendet

JERUSALEM taz ■ Nur wenige Tage nach der Exekution eines Hamas-Führers in Hebron haben israelische Soldaten am frühen Dienstagmorgen in der Stadt mindestens 130 Palästinenser verhaftet. Sie stehen angeblich in Verdacht, mit der islamisch-fundamentalistischen Organisation Kontakt zu haben. In Bethlehem und Nablus wurden 30 weitere Aktivisten verhaftet. Die von Panzereinheiten unterstützten Sondertrupps stießen den Berichten zufolge nicht auf Widerstand. Unklar blieb zunächst, wieweit es sich bei den Verhafteten um Aktivisten des militanten Hamas-Flügels handelt.

Am Montag nahmen der israelische Generalmajor Amos Gilad und der palästinensische Minister für Innere Sicherheit Mohammad Dahlan die Gespräche über die Übergabe der Kontrolle für Teile des Gaza-Streifens und Bethlehems wieder auf. Der Abzug der israelischen Soldaten aus diesen Regionen wird innerhalb weniger Tage erwartet.

Israel setzt unterdessen den Kampf gegen die Hamas ungeachtet der bevorstehenden Entscheidung über eine befristete Feuerpause unverändert fort. Die Massenverhaftungen von Hamas-Leuten seien hinsichtlich ihres Umfangs „ohne Vorbild“, schreibt die liberale Tageszeitung Maariw in ihrer Online-Ausgabe. Ziel des Inlandsgeheimdienstes Schabak ist offensichtlich, über die Verhafteten an die führenden Köpfe der Organisation zu gelangen. „Während Israel die Aggressionen eskaliert, reden wir weiter über die ’Hudna’ (befristeter Waffenstillstand)“, kommentierte Machmud Ashar, führender Hamas-Aktivist in Gaza. Erst wenn Israel die Operationen einstelle, könne die Hamas eine Antwort geben.

Ägyptischen Berichten zufolge wird eine Reihe führender Hamas- und Dschihad-Vertreter in Kairo erwartet, wo sie ihre Entscheidung über die „Hudna“ verkünden wollen. Bundesaußenminister Joschka Fischer, dessen viertägige Nahost-Reise gestern in Kairo zu Ende ging, rief zu einem „dauerhaften Übereinkommen für eine Waffenruhe“ auf. Er erklärte, dass bei der Umsetzung des Friedensplans (Roadmap) der EU eine zentrale Rolle zufalle. Israel lehnt den Einsatz europäischer Delegationen zur Kontrolle der Umsetzung ab. S. KNAUL