Prügel im Mondlicht

Im Prozess um die Schlagstock-Attacke gegen Zivilbeamte stritten drei Thüringer Polizisten gestern die Vorwürfe ab

„Bevor ich etwas sagen konnte, hatte ich schon einen Schlag. Ich hab‘ die Schlagstöcke nur so fliegen sehen“, sagte der 25-jährige Polizeibeamte gestern vor dem Hamburger Amtsgericht aus. Mindestens fünfmal sei auf ihn eingeknüppelt worden, obwohl sein ebenfalls malträtierter 32-jähriger Kollege ständig das Einsatz-Kennwort „Mondlicht“ gerufen habe.

Bei einer Demonstration von Unterstützern des geräumten Hamburger Bauwagenplatzes „Bambule“ im vergangenen November sollen die beiden in Zivil gekleideten Polizisten aus Schleswig-Holstein von Kollegen einer Einheit aus Thüringen verprügelt worden sein. Die drei Angeklagten im Alter zwischen 23 und 30 Jahren bestreiten die Tat. Von dem Vorfall mit den beiden Zivilbeamten wollen sie nichts mitbekommen haben. Ein Angeklagter räumte ein, er habe sich gegen einen Mann mit Bart, der ihn an der Schulter angegriffen habe, verteidigt. Er war bei einer Gegenüberstellung von einem der Opfer identifiziert worden.

Mehrere Versuche der beiden Zivilpolizisten, die Namen der Beamten zu erfahren, seien von deren Zug- und Gruppenführer vereitelt worden. Diese gaben gestern an, weder etwas von dem Vorfall eindeutig mitbekommen noch von den Angeklagten etwas gehört zu haben. Die Aussagen der Vorgesetzten und Kollegen der Thüringer Polizisten mussten von ihnen beeidigt werden. Auch die Frage, ob der Einsatz von Schlagstöcken befohlen war, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Die Verhandlung wurde nach sieben Stunden auf den 3. Juli vertagt.

Der Vorfall hatte seinerzeit eine hitzige Diskussion über unverhältnismäßige Polizeieinsätze in Hamburg gegen linke Demonstrationen entfacht. Beide Opfer waren wegen ihrer Verletzungen eine Woche dienstunfähig. christine keilholz