zur person

Der Provokateur

Emmanuel Todd, Jahrgang 1951, studierter Historiker, Demograf und Ethnologe, verblüffte schon in jungen Jahren die Sowjetologen mit seiner Diagnose des nahen Endes der Sowjetunion, die er mit Hilfe der Statistik, zum Beispiel der steigenden Rate der Kindersterblichkeit, begründete. Sein besonderes Interesse gilt von jeher der Untersuchung der unterschiedlichen Familienstrukturen, aus denen er weitgehende Schlüsse auf den Charakter der Nationen und der unterschiedlichen nationalen Mentalitäten zieht. Die Nation ist ihm nach wie vor der entscheidende kollektive Bezugspunkt. Zwei kurze Ausflüge in die Politik führten ihn erst an die Seite Chiracs, dann an die der Kommunisten. Die Einführung des Euros bekämpfte er zunächst heftig, um dann, nach der kriegerischen amerikanischen Reaktion auf den Anschlag des 11. September, zu einem feurigen Anhänger der Europäischen Union zu werden. Sein letztes Buch, „Weltmacht USA – ein Nachruf“, wurde ein bislang in elf Sprachen übersetzter Bestseller. Zurzeit arbeitet Todd wieder auf seinem Lieblingsacker, der vergleichenden Analyse von Familienstrukturen. CS