Sex Bombs

Frank Sinatra ist nicht nur der Harald Juhnke der USA, er ist auch eines der ersten männlichen Role Models überhaupt. „Von der Phrasierungskunst großer Jazzinstrumentalisten hat er sein unnachahmliches Timing, sein Timbre, seine rhythmische Intensität, seine Intonationskunst, nicht zuletzt auch das dynamische Spiel mit dem Mikrofon gelernt“, beweihräucherte die FAZ ihn im Nachruf. Unfug. Vielmehr brachte er die Frauen mit dubiosem Charme zum Schmelzen. War mal Preisboxer. Und Mafioso. Und konservierte bis zum Tod so etwas wie männlich-verstörende Eleganz. Das war eindeutig: his way.

Elvis Presley ist Elvis Presley ist Elvis Presley. Zu einer Zeit, als Sinatra sein Publikum mit kniffligen Filmrollen überforderte und die Jugend einem ungeschlachten Bill Haley zwar zuhörte, aber nicht zu Füßen lag, eroberte der ehemalige Lastwagenfahrer die Welt mit einem Hüftschwung. Wenn Beethoven den Zorn in die Musik gelassen hat, dann hat Elvis sie um den Sex bereichert. Was beim Blick auf „The Pelvis“ immer vergessen wird, sind seine erstaunlich weichen Gesichtszüge. Genau genommen gibt es niemand, der weichere hat.

Barry White ist keine Schönheit, oh nein. Ein dicker Mann mit dicken Zöpfen in den Haaren, ein großer Brummbär mit dschungelartigem Brustbewuchs. Aber die Stimme, verdammt, die Stimme! Nicht auszudenken die Popwelt, würde dieser Mann aussehen, wie er singt. Was dicke Goldklunker anbelangt, hat Mister White die Ästhetik des HipHop maßgeblich mitbeeinflusst.

Tom Jones ist unser aller Lieblingsonkel, der es auf seine alten Tage doch noch mal von der balsamierten Las-Vegas-Vogelscheuche zum coolen Selbstzitat geschafft hat. Den gebürtigen Waliser finden Omas sexy, deren Enkelinnen finden ihn süß. Worüber der Erfinder des Sich-Unterwäsche-auf-die-Bühne-werfen-Lassens nicht wirklich glücklich ist. Abstrich: Der Mann ist seit 2.000 Jahren mit ein und derselben Frau verheiratet.

Adriano Celentano begann seine Karriere – wie Eros – beim San-Remo-Festival, konnte seine virile Männlichkeit – trotz „Azzurro“ – aber erst im Kino so richtig entfalten. In der albernen Komödie „Gib dem Affen Zucker“ (mit Ornella Muti) gab er das ultimative Übermännchen – unvergessen die Szene, da er, eben abgeblitzt, mit nacktem Oberkörper wie ein Besessener Holz hackt. Lustiger sind Übersprungshandlungen selten dargestellt worden.

Robbie Williams ist der jüngste Neuzugang in der Riege der Über-Crooner. Auf Rrrrrrrobbies jungenhaftes Gemache können sich eigentlich alle einigen. Er ist ein Typ, bei dem Frauen sogar den Bierbauch akzeptieren. Zumindest so lange, bis er komplett tätowiert ist.

Bryan Ferry, Sänger von Roxy Music, ist der Dandy unter den Schmachtbarden. Er verreist nie ohne seinen mobilen Kleiderschrank voll Anzüge. Und nie ohne blutjunge Begleitung, die er als, hüstel, „Assistentin“ ausgibt. Es gehört zur Sucht, dass der Süchtige sie kaschiert.

Leonard Cohen ist der Letzte in der Liste der ultimativen Pop-Alphatierchen. Warum nicht Julio Iglesias? Darum, weil der Kanadier, Grübler und Sinnsucher den Poeten verkörpert, den käsigen Niemand aus der zweiten Reihe, der sich mit Melancholie und Pein den Weg in die Herzen der Frauen bahnt. Die finden das sexy. Männer finden’s tröstlich. Ist natürlich nur ein mieser Trick – Respekt! FRA