Unfrieden bei Greenpeace

Hamburger Umweltschutzorganisation kündigt Mitarbeitern wegen angeblicher Sympathien zu Bambule. Deren harter Kern sei gewaltbereit, Greenpeace aber grundsätzlich gewaltfrei. Debatte auf Belegschaftsversammlung am Mittwoch

von SVEN-MICHAEL VEIT

Die monatelangen Auseinandersetzungen in Hamburg um den Bauwagenplatz „Bambule“ sorgen jetzt für interne Debatten über das Selbstverständnis von Greenpeace. Die internationale Umweltorganisation, deren Deutschland-Zentrale am St.-Pauli-Fischmarkt residiert, hat drei studentische Hilfskräfte „gebeten, nicht mehr für uns zu arbeiten, weil sie im Umfeld der Bambule-Proteste in Hamburg aktiv sind“.

So heißt es in einer hausinternen Rundmail von Pressechef Fouad Hamdan vom 24. Juni, welche der taz vorliegt, in der er das „Wording“ vorgibt. Danach sei Greenpeace, so der „Leiter Kommunikation“, „eine gewaltfreie Organisation, die jede Art von Gewalt gegen Menschen und Sachen ablehnt“. Am Mittwoch soll die Angelegenheit, die unter den etwa 140 MitarbeiterInnen hohe Wellen schlägt, Thema auf einem Plenum sein.

Die drei Betroffenen Horst, Bernd und Peter (Namen geändert) waren eineinhalb bis zwei Jahre als Honorarkräfte im Greenpeace-Aktionslager am Rethedamm im Freihafen beschäftigt. Bis sie „vor etwa drei Wochen“ von Bereichsleiter Peter Küster entlassen wurden, „weil wir Sympathisanten von Bambule“ seien, wie Horst berichtet, „und Greenpeace keinen Ärger mit dem Verfassungsschutz“ wolle.

Die Betriebsratsvorsitzende Christiane Sattler möchte zu dem Fall „keinen Kommentar“ abgeben, Hamdan hingegen ist umso auskunftsfreudiger. Die Mitarbeit „im Umfeld oder im harten Kern einer Gruppe, die Gewalt anwendet, ist mit Greenpeace nicht vereinbar“, stellt er klar. Gewaltfreiheit sei ein „Grundsatz“ von Greenpeace, das sich entgegen landläufiger Wahrnehmung auch als Friedens-Organisation versteht (siehe Kasten). Wer diese „klare Trennung“ nicht einhalte, „muss gehen“, das sei „schon immer“ das gewesen, was Hamdan „unsere policy“ nennt.

Konkrete Verfehlungen der drei Honorarkräfte vermag er allerdings nicht zu nennen. „Das Bambule-Umfeld ist schwer einzuschätzen“, räumt er ein, „und wir sind keine Polit-Kommissare, die Leuten nachspüren, ob sie Steine werfen.“ Aber wenn jemand „in der Druckwerkstatt der Roten Flora Plakate herstellt, die zu Gewalt aufrufen, dann geht das mit Greenpeace nicht zusammen“.

Das mag „im Einzelfall schon unangenehm“ sein, räumt Hamdan ein, der „als Bürger in meiner Freizeit auch bei Bambule-Demos war, aber nicht bei den Steinewerfern“. Wer sich jedoch „nicht klar von Gewalt distanziert, kann bei uns nicht arbeiten“, bekräftigt er, das sei ein klares „Entweder – Oder“.

Unter „Generalverdacht“ gestellt sieht dich deshalb Horst, der im Bezirk Nord in einem Bauwagen lebt, auch „friedlich“ – worauf er Wert legt – an Bambule-Demos teilgenommen hat, aber darüber hinaus „damit und mit der Roten Flora nichts weiter zu tun hat“. Greenpeace sitze offenbar „einer von bestimmten Medien konstruierten Gewalttätigkeit kritiklos“ auf, sagt er. Dabei sei doch bekannt, dass bei den Demos Ende vorigen Jahres in der Hansestadt gegen die Vertreibung von Bambule „die Gewalt von der Polizei ausging“.

Intern habe dieser Tage eine aufgeregte Diskussion eingesetzt, berichtet Hamdan freimütig. MitarbeiterInnen hätten gefragt, ob ihnen gekündigt würde, wenn sie privat auf eine Demo gingen. „Natürlich nicht“, beruhigt er, „wir werden zu dem Thema auf dem Plenum am Mittwoch ausführlich Stellung nehmen.“

Dann ist vielleicht auch wieder Bernd dabei. Ihm wurde, nachdem er eine Beschwerde bei Betriebsrat und Geschäftsführung eingereicht hatte, mitgeteilt, es habe sich um ein „Missverständnis“ gehandelt. Für Anfang dieser Woche möge er doch bitte „auf ein klärendes Gespräch“ vorbeikommen.