beiseite
: Die vielen Franzens

Klingt wie

Die Bücher von Jonathan Franzen und Jeffrey Eugenides stehen inzwischen selbst in Haushalten herum, deren Bibliotheken eher wenig Platz brauchen. Nicht selten erfüllen sie dabei lediglich dieselbe Funktion wie Designermöbel oder Lavalampen: Sie sehen vor allem gut und zeitgemäß aus. A tribe called Jonathan Franzen and Jeffrey Eugenides represent, represent. Genauso zu Repräsentationszwecken gebraucht werden die beiden amerikanischen Großschriftsteller und Bestsellerautoren inzwischen auch von den Verlagen und ihren angeschlossenen Medienorganen. Gerade in diesem Herbst, da die Russen des Messeschwerpunktes in Frankfurt wegen ganz groß kommen und auch die Deutschen von Martin Walser und Michael Kumpfmüller bis Christa Wolf und Botho Strauß noch mal alles geben, scheint das nötig zu sein.

Egal ob junger oder alter Amerikaner, ob Debütroman, Naturepos oder Weltentwurf, ob sie Arthur Phillips heißen oder John Griesemer oder William T. Vollmann, unerbittlich werden Franzen und Eugenides als Gewährsleute ins Rennen geschickt, darunter geht’s nicht. Überall sind jetzt ähnlich „gewitzte Mikrobiologen von Geist und Gesellschaft“ am Start, Autoren, die „neben Eugenides und Franzen zu den wichtigsten amerikanischen Gegenwartsautoren gehören“, die „klingen wie“, „in einer Reihe stehen mit …“ oder „in der Schreibtradition von …“.

Sicher jedoch ist eines: Wo jetzt überall Franzen und Eugenides draufsteht, ist nicht Franzen und Eugenides drin. Also Vorsicht! Wer diese jedoch walten lässt, ja, wer vielleicht sogar in der glücklichen Lage ist „Die Korrekturen“ und „Middlesex“ noch nicht gelesen zu haben, dürfte richtig viel Spaß haben mit den amerikanischen Romanen, die in den nächsten Monaten erscheinen. GERRIT BARTELS