beiseite
: Buchmarkt für Küblböck

Hoffnungsfroh

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Auf diesen Nenner brachte Ende letzter Woche Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann die Stimmung in der Buchbranche, als er auf der jährlichen Wirtschaftspressekonferenz des Börsenvereins die Branchenzahlen bekannt gab. Schormann räumte einen um zwei Prozent gesunkenen Umsatz ein, zurückzuführen vor allem auf Einbrüche in den Sparten Belletristik, Sachbuch, Kinder- und Jugendbuch. Trotzdem betonte er, dies sei „kein Ausdruck einer Branchenkrise“ – zwei Prozent sind ja in der Tat im Rahmen –, sondern begründet in der insgesamt schwachen Konjunktur.

Gute News hatte Schormann dann viele parat: Lesen ist einer der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen, es steht laut einer Studie auf Rang 8 (von 39), knapp hinter Grillen und Picknick. Der Hörbuchmarkt wächst weiter, der Internet-Handel auch, die Verlage arbeiten marktwirtschaftlich korrekt und haben den Erstauflagenausstoß zurückgefahren – um 7,3 Prozent auf knapp unter 60.000 Titel. Die Big Points stehen noch an: Anfang November erscheint „Harry Potter“ (5) auf Deutsch, auch Dieter Bohlen packt wieder aus, nicht zu vergessen Wolfgang Joop, Susanne Juhnke, Hellmuth Karasek sowie Daniel Küblböck, der mit einer „Autobiografie“ kommt: „Ich bin ich – ich lebe meine Töne“. Spätestens hier freut man sich über die 100.000er Auflagen von Walser, Lenz oder Grass und möchte nie mehr etwas gegen das Bildungsbürgertum gesagt haben. Herrn Schormann und der Branche aber ist das egal: Bücher sind Bücher und nicht immer Literatur, Umsatz ist Umsatz. Vor dem Lesen steht, da kann Elke Heidenreich noch so trommeln, immer ein anderer, viel wichtigerer Imperativ: Kaufen, Leute, kaufen! GERRIT BARTELS