Sichtblenden auf der Nase

In der Komödie „Haus über Kopf“ gibt Queen Latifah die schwarze Proletin und Steve Martin den weißen Schnösel. Doch Regisseur Adam Shankman hat keinen Sinn für die Komik des Konflikts, sondern nur für plumpen Rassismus

Peter Sanderson hat Erfolg, Geld und ein schönes Haus. Aber leider hat Peter Sanderson auch ein Problem. Denn als Steueranwalt hat er keine Zeit. Seine Frau ist ihm davongelaufen, und auch die Kinder halten sich auf Distanz. Da aber selbst Steueranwälte etwas Zuneigung brauchen, sucht er im Internet nach zwischenmenschlichem Kontakt. Als das geheimnisvolle „Lawyergirl“ sich meldet, hofft er, die Frau gefunden zu haben, die Anwaltssorgen versteht.

Nun entpuppt sich „Lawyergirl“ aber nicht als die schlanke, blonde Berufskollegin, von der Peter träumt, sondern als pfundige, schwarze Ghettomama mit einer tragischen Vorliebe für Radau. Gerade ist „Lawyergirl“ Charlene Morton aus dem Gefängnis ausgebrochen, nun steht sie vor Sandersons Tür. Keine Frage, dass sie einen guten Anwalt braucht. Da Peter seinerseits aber keine Klientin braucht, entwickelt sich daraus der angebliche Reiz des Films. Die Idee von „Haus über Kopf“ ist es nämlich, eine schwarze Proll-Braut auf das Universum eines weißen Oberschichtsschnösels treffen zu lassen, um dann zu sehen, was passiert. Weil Drehbuchautor Jason Filardi und Regisseur Adam Shankman aber offenbar Sichtblenden auf den Nasen hatten, blieben ihrer Vorstellungskraft nur ein paar ausgewalzte Klischees.

Nun ist gegen ordentliche Klischees im Grunde nichts zu sagen, nur geben aneinander gereihte Klischeeauswalzungsszenarien ohne die Klammer einer Geschichte eben leider nicht viel her. Folglich ist die Erkenntnis, zu der man nach der Sichtung des Filmes kommt, dass alle Schwarzen furchterregend vulgäre Gestalten sind, die man als feingeistiger weißer Rassist aus verständlichen Gründen nicht mag. Es liegt in der Natur der Sache, dass die besseren und geschmackloseren Scherze daher auf Kosten von Charlene-Darstellerin Queen Latifah gehen, was ihr wiederum recht geschieht, hat sie doch diesen Unfug produziert. Steve Martin hingegen, der hier als Peter Sanderson in seiner Paraderolle als zugeknöpfter Spießer zu sehen ist, spielt routiniert über die Flachheiten des Drehbuchs hinweg, um gegen Ende mit einer Breakdance-Darbietung zu brillieren. Die schönste Szene erhält jedoch Joan Plowright als millionenschwere Spinatwachtel Mrs. Arness, die beim Dinner zum Entzücken aller Gäste ein feierliches, „altes Negerlied“ anstimmt: „Massa Gon’ Sell Us Tomorrow“. Wie nett.

HARALD PETERS

„Haus über Kopf – Betreten auf eigene Gefahr“, Regie: Adam Shankman. Mit Steve Martin, Queen Latifah u. a. USA 2002, 105 Min.