Zu wenig Therapie

Verbände beklagen mangelnde Hilfen bei chronischen Schmerzen. Bis zu 20 Millionen Menschen betroffen

BERLIN dpa ■ Schmerzpatienten erhalten in Deutschland nach Ansicht von Ärzten und Verbänden zu wenig Hilfen. Die oft jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt verursache im Gesundheitswesen Milliarden Euro unnötiger Kosten, berichtete gestern die „Koalition gegen den Schmerz“. 20 Millionen Menschen leiden nach ihren Angaben unter ständigen oder wiederkehrenden Schmerzen. 6 bis 8 Millionen Patienten seien dadurch stark beeinträchtigt. Viele müssten ohne Fachbehandlung den Job aufgeben und Rente beantragen.

Chronischer Schmerz sei weder als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt, noch sei die Behandlung im Leistungskatalog der Kassen oder bei den Fallpauschalen der Kliniken festgeschrieben, kritisierte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS), Gerhard Müller-Schwefe. Schmerz sei ein riesiges gesellschaftliches Problem, das von der Politik nicht wahrgenommen werde.

Über Monate oder Jahre anhaltende Schmerzen lassen sich nach Angaben von Fachärzten auf Röntgenbildern nicht abbilden. Vielmehr gebe es biochemische Veränderungen im Rückenmark und Gehirn, die auch ohne sichtbaren Anlass brennende Schmerzschübe in Gelenken, Muskeln oder Kopf auslösten, erläuterte Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes.

Das Wissen über dieses Phänomen werde im Medizinstudium bisher nicht vermittelt und sei auch nicht in die neue Approbationsordnung aufgenommen worden, beklagten die beiden Gesellschaftend. In Deutschland gibt es laut Müller-Schwefe nur rund 500 Praxen geschulter Schmerztherapeuten, notwendig seien rund 2.000 Angebote.