Beihilfen für Bauern sind möglich

Flusspegel sinken, Fische ersticken. Immerhin: Die Trinkwasserversorgung in Deutschland ist nicht in Gefahr

BERLIN taz ■ Von der anhaltenden Dürre besonders betroffene Bauern können laut Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) mit staatlichen Beihilfen rechnen. Nach den Kriterien der EU-Kommission stünden Landwirten mit Ertragseinbußen von mehr als 30 Prozent und Liquiditätsproblemen Hilfen zu. Beides treffe vermutlich für zahlreiche Betriebe in Ost- und Südwestdeutschland zu. Zu früh freuen dürfen sich die Bauern jedoch nicht: Beihilfen würden nur genehmigt, wenn konkrete Erntedaten vorliegen – das allerdings kann noch Wochen dauern. Deshalb fordern immer mehr Bundesländer von der EU und der Bundesregierung Soforthilfen für die Landwirte.

Der sächsische Landwirtschaftsminister Steffen Flath (CDU) sagte der Berliner Zeitung, viele Bauern stünden vor dem Aus. In einigen Regionen seien Ertragseinbußen von 70 Prozent bis hin zu Totalausfällen bei der Ernte zu erwarten. Wolfgang Birthler (SPD), Flaths Amtskollege aus Brandenburg, sagte, sein Land stelle bereits Ausgleichszahlungen zur Verfügung.

Die Dürre wird nicht nur auf vertrockneten Feldern sichtbar, auch die Pegel vieler Flüsse sinken weiter. Der Wasserstand der Spree wird an heißen Tagen vor allem mit Grubenwasser aus den Lausitzer Braunkohletagebauen stabilisiert. Allein im Cottbuser Stadtgebiet stammt inzwischen die Hälfte des Spreewassers aus dem Bergbau.

Die Hitzeglocke hat sich über weiten Teilen Europas festgesetzt. So sind in Österreich Tonnen von Fischen, vor allem Forellen, in Teichen erstickt. Die Fische seien wegen Sauerstoffmangels verendet, sagte Herbert Staudigl von der Arbeitsgemeinschaft der Teichwirte. Viele kleine Flüsse, die die Teiche mit frischem Wasser und Sauerstoff versorgen, seien ausgetrocknet.

In Madrid wird das Trinkwasser knapp, die spanischen Behörden warnten die Bewohner vor Versorgungsengpässen. Die Hitze der vergangenen Wochen habe zu einem rasanten Anstieg des Wasserverbrauchs in Spaniens Hauptstadt geführt, erklärte der örtliche Wasserversorger Canal Isabel II.

Für Deutschland gaben die Experten gestern zumindest in diesem Bereich Entwarnung: Die Trinkwasserversorgung sei durch die anhaltende Dürre nicht gefährdet. „Es gibt keinerlei Grund zur Besorgnis“, sagte Harro Bode, Deutschland-Vorsitzender der Internationalen Wasservereinigung. „Wir haben noch reichlich Wasser, auch die sehr gute Qualität wird nicht schlechter.“ Dem schloss sich die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK) gestern auf ihrer Jahrespressekonferenz in Berlin an: „Es ist kein Versorgungsnotstand abzusehen, die Talsperren sind noch gut gefüllt“, sagte Hauptgeschäftsführer Sigurd van Riesen. Hermann Hahn, Präsident der ATV-DVWK, berichtete von einzelnen Gemeinden etwa im Allgäu, die ihre Bürger zu einem sparsamen Wasserverbrauch aufrufen. Größere Kommunen seien derzeit aber nicht betroffen. Hahn kann der Dürre sogar etwas Positves abgewinnen: „Jede Trockenperiode erinnert uns daran, dass wir sparsam mit Trinkwasser umgehen müssen.“ BERND MIKOSCH