„Was will uns Gott durch die ‚Heiden‘ sagen?“

Die Katholische Akademie ist nicht direkt von den Sparmaßnahmen des Erzbistums betroffen. Aber auch sie muss mit weniger Geld auskommen – und hat sich einen neuen Programmschwerpunkt gewählt: den Dialog mit den „Heiden“

Das Erzbistum muss sparen, und die Katholische Akademie hat die „Heiden“ entdeckt.

Etwa 100.000 Euro, zirka ein Drittel ihres Veranstaltungshaushalts, müsse die Akademie im kommenden Jahr einsparen, sagte ihre Direktorin Susanna Schmidt bei der gestrigen Vorstellung des Programms für das kommende Jahr. Auch mit dieser geringeren Summe wolle man versuchen, das Religiöse in der Kultur der Stadt aufzuspüren und das „unterscheidend Christliche“ zu formulieren.

Im Gegensatz zu fast allen Institutionen im Erzbistum ist die Akademie ziemlich gut aus dem Sanierungskampf herausgekommen: Von den 14 Angestellten werde keiner entlassen. Die Zuschüsse des Erzbistums blieben gleich: jährlich 100.000 Euro bei einem Gesamtetat von 1,4 Millionen Euro, erklärte Geschäftsführer Georg Wichmann. Auch der Programmumfang sinke mit etwa 230 Veranstaltungen nicht. Nur der versprochene Zuwachs an Mitteln bleibe aus.

Brisanter erscheint deshalb der neue Programmschwerpunkt, den sich die Akademie „nach intensiver Diskussion“ über den Kern ihrer „eigentlichen Bestimmung“ gegeben habe, so Direktorin Schmidt: „Mit den Heiden leben“ sei der Auftrag der Kirche in Berlin ebenso wie der ihrer Akademie. Im Dialog mit den Ungläubigen gehe es dabei um zwei Fragen: „Was will uns Gott durch die Heiden sagen?“ und „Was haben wir den Heiden zu sagen?“

Susanna Schmidt räumte ein, dass der Begriff „Heide“ zwar „sperrig“, zugleich aber auch interessant sei. Religion habe nun einmal „etwas Hartes“. In der Diaspora-Situation, in der sich die Katholiken in der Hauptstadt befänden, wolle man das Gespräch mit den „Heiden“ nun kontinuierlicher betreiben als bisher. Atheisten habe man die Gesprächspartner dabei nicht nennen wollen, da Atheismus ja die Auseinandersetzung mit und die bewusste Entscheidung gegen den Glauben an einen Gott voraussetze – was bei vielen der hiesigen „Heiden“ gar nicht der Fall sei. Und der Begriff „Agnostiker“ höre sich eher nach einer „Krankheit“ an.

„Love Parade und Fronleichnam. Welche Riten binden uns?“ heißt eine zum Heidenthema geplante Veranstaltung, „Über Irdisches. Eine Kritik der Religion“ eine andere. Die Exbundesministerin für Gesundheit, Andrea Fischer, startet im Oktober eine neue Matineereihe, die zu dem „Heiden“-Schwerpunkt nur indirekt passt: „Unglaubliche Fragen an gläubige Menschen“ soll sie heißen. PHILIPP GESSLER