Kirch hat einen neuen Papst

Was passiert, nachdem Haim Saban ProSiebenSat.1 übernommen hat? Mehr Konkurrenz auf dem TV-Markt wird es jedenfalls geben – und der Springer Verlag will vielleicht doch wieder mitmischen

von HEIKO DILK

Harald Schmidt ließ am Dienstagabend weißen Rauch über dem Studio 449 in Köln aufsteigen und verkündete lautstark und mit Hall: „Habemus Haim Saban“. Was natürlich der Bekanntgabe eines neuen Papstes nach der Papstwahl entlehnt ist. Vollständig geht der Satz so: „Annuntio vobis gaudium magnum – Habemus Papam.“ Was bedeutet, „Ich verkünde euch eine große Freude, wir haben einen Papst“.

Das entspricht dem allseitigen Frohlocken, welches anhob, nachdem der Gläubigerausschuss der KirchMedia Haim Saban den Zuschlag für ProSiebenSat.1 gab. Saban ist froh, ProSiebenSat.1 ist froh, und auch der bayerische Medienminister Erwin Huber, dem Saban gleich einen Besuch abstattete, gab sich aufgekratzt und begrüßte den Einstieg Sabans, weil dies der TV-Gruppe „Stabilität und eine neue Zukunftsperspektive“ gebe.

Wobei: Nach den Erfahrungen der Vergangenheit kann man sogar bezweifeln, ob der Deal auch wirklich wie geplant läuft. Immerhin schien auch beim ersten Mal schon alles geklärt, bis das Geschäft platzte, weil es Saban nicht rechtzeitig gelang, Investoren aufzutreiben.

Diesmal sind allerdings fünf weiter Investoren von Anfang an dabei, und die 1 Milliarde Euro, die sie mitfinanzieren müssen, soll schon bei einer Bank liegen und müsste nur noch überwiesen werden. Die Investoren werden sich jedenfalls wünschen, dass ihr Engagement sich möglichst bald auszahlt. Insofern sei hier noch eine etwas zurückhaltendere Stimme zitiert: „Wir brauchen Ruhe und Planungssicherheit.“ Das sagte gestern der ProSiebenSat.1-Betriebsratschef, Hubertus Steinacher. Priorität müsse ein Erhalt der Arbeitsplätze haben. Worauf Saban sagte, er habe keine Pläne für Stellenstreichungen.

Die Nachrichtenagentur dpa porträtierte Saban unterdessen als „schillernden US-Unternehmer“ und als „gewieften Geschäftsmann mit Charme“. Alles Attribute, die auch auf Leo Kirch zutrafen. Aber das nur am Rande.

Was Saban wirklich vorhat, weiß man deshalb aber noch lange nicht. Immerhin hatte er beteuert, er wolle sich langfristig auf dem deutschen Fernsehmarkt engagieren. Das verpflichtet ihn zwar zu nichts, wenn es stimmt, wird es aber mehr Konkurrenz für den Marktführer RTL und die Öffentlich-Rechtlichen geben.

Interessant verspricht dabei die Rolle des Springer Verlags zu werden. Der hatte sich ursprünglich auch am Bieterverfahren für ProSiebenSat.1 gemeinsam mit dem Bauer Verlag beteiligt. Aber die Konditionen passten Springer-Vorstand Mathias Döpfner nicht, worauf der Verlag sich zurückzog und wenig später den kompletten Ausstieg aus dem Fernsehgeschäft ankündigte.

Springer-Sprecherin Edda Fels sagte der taz gestern, man halte an der Aussage fest, dass Springer gut mit Fernsehen könne, aber auch ohne. Was nicht direkt nach Ausstieg klingt. Der Anteil, den Springer an ProSiebenSat.1 hält, soll jedenfalls nicht unter 10 Prozent sinken. Auch dann nicht, wenn Saban die anstehende Kapitalerhöhung von über 280 bis 300 Millionen Euro durchführt. Das habe nichts damit zu tun, dass man nun doch auf dem TV-Markt aktiv bleiben wolle, ein 10-Prozent-Paket lasse sich aber besser verkaufen, sagte Fels.

Ob Springer tatsächlich, wie spekuliert wird, mit Saban gemeinsam ProSiebenSat.1 betreiben will und ob ein zweiter Aufsichtsratssitz für den Welt-Herausgeber und Ex-ZDF-Intendanten Dieter Stolte vorgesehen ist, darüber schweigt man. ProSiebenSat.1 gehöre aber nicht zu Springers Kernaktivitäten. Man rechne jedoch damit, einen weiteren Sitz im Aufsichtsrat zu bekommen.

Das Manager Magazin brachte bereits vor einiger Zeit Hubertus Meyer-Burckhardt hierfür ins Gespräch. Egal wer es wird, der Verlag hätte dann jemanden im Aufsichtsrat, der sich mit Fernsehen auskennen sollte – und mit Bild eine schöne Möglichkeit, die Sender ein bisschen per Cross-Promotion zu puschen.