videorekorder: white stripes

Am Anfang fliegt eine weiße Raute von hinten ins schwarze Bild. Erster Eindruck: Der Clip der White Stripes beginnt mit dem HSV-Logo. Doch so profan sind Meg und Jack White selbstverständlich nicht. Denn in der Raute erkennt man bald die White Stripes-Dame am Schlagzeug, in diesem sogleich den White Stripes-Buben an der Gitarre, in dieser wieder die Dame, dann den Buben, daraufhin Meg, woraufhin Jack, Meg, Jack, Meg, Jack. Als würde man immer schneller durch einen Tunnel fahren, als zöge das Video den Zuschauer ganz tief irgendwo hinein. In eine Raute, ein Loch, einen Abgrund. Deshalb sagt der Fachmann ja auch „Mise en Abîme“ für diesen Trick, weil „Abîme“ auf Deutsch Abgrund heißt. „Seven Nation Army“, so der Songtitel, ist im Clip eine unendliche Spiegelung, ein Bild im Bild im Bild.

So ähnlich wie ganz früher das Mädchen auf der Milchdose mit Dosenmilch, die wiederum eine Milchdose mit Dosenmilch in der Hand hielt, auf der erneut die Milchdose undsoweiterundsofort. Das White-Stripes-Video ist also im Grunde eine moderne Milchdose. Natürlich eine, in der noch ein paar Motive das Spiel im Spiel umranken. Skelettierte Soldaten, zum Beispiel, die an die seligen Grateful Dead gemahnen. Oder ein Elefant. Außerdem ist alles ordentlich in Rot-Weiß gehalten. Das verstärkt den Tunnelblick und passt natürlich in die Farbenlehre des Duos.

So wie das hypnotische Filmchen überhaupt das Vexierspiel der beiden Amerikaner unterstützt. Sind Sie Geschwister? Geschiedene Eheleute? Oder doch ein Paar? Bleibt nur noch festzuhalten, dass der Song – Schlagzeug und viiiiiel Gitarre – den Bildern den Rhythmus vorgibt. Oder die Bilder dem Song? Bei so viel Verwirrung auf Video und auf Platte ist wenigstens eins klar: Beides kann süchtig machen. JUTTA HEESS