Exguerilleros verhaftet

Nach Aufhebung der Amnestiegesetze in Argentinien geht die Justiz jetzt auch gegen ehemalige Anführer der „Montoneros“ vor. Sie werden beschuldigt, Anhänger aus dem Exil ins Land gelockt und so dem Geheimdienst zugeführt zu haben

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Zwei ehemalige Chefs der einstigen peronistischen Stadtguerilla „Montoneros“ sind am Donnerstag in Buenos Aires verhaftet worden. Ein argentinischer Richter wirft Fernando Vaca Narvaja und Roberto Cirilio Perdía vor, für die Entführung und Ermordung von 15 Montonero-Guerilleros aus ihrer eigenen Organisation verantwortlich zu sein.

Im selben Fall lässt die argentinische Justiz den einstigen Boss der Montoneros, Mario Eduardo Firmenich, mit internationalem Haftbefehl suchen. Firmenich lebt in Spanien in der Nähe von Barcelona und unterrichtet dort an einer Universität.

Die drei sollen während der argentinischen Militärdiktatur im Exil lebende Montoneros nach Argentinien gelockt haben, was für diese den sicheren Tod bedeutete. Firmenich und seine Kameraden planten 1979/1980 eine bewaffnete Offensive der Montoneros gegen die Militärdiktatur. Dafür baten sie im Ausland lebende Montoneros aus der unteren Hierarchieebene der Organisation um Verstärkung. Doch wer kam, der saß in der Falle. Der Geheimdienst hatte längst Wind bekommen von der geplanten Offensive – die einreisenden Guerilleros waren damit den Mördern der Militärs ausgeliefert.

Im Falle von 15 von den Militärs ermordeten Montoneros meint ein Richter dies jetzt nachweisen zu können. Die 15 verschwanden sofort in den berüchtigten Gefangenenlagern der Diktatur und wurden dort gefoltert und ermordet, einige wurden nach Aussagen einer Überlebenden bei lebendigem Leib aus einem Flugzeug in den Rio de la Plata geworfen.

Nach Annahme des Richters wussten Firmenich, Vaca Narvaja und Perdía im Jahr 1980 längst, dass die Montoneros in Argentinien „von den Geheimdiensten durchsetzt waren“, da bereits 1979 Exilrückkehrer von den Militärs verschleppt wurden. Die Festnahme der Montonoero-Führer erfolgte, nur einen Tag nachdem der argentinische Kongress die Amnestiegesetze für während der Diktatur (1976 bis 1983) begangene Verbrechen aufgehoben hatte.

Die Schwester des Verhafteten Vaca Narvaja, Patricia Vaca Narvaja, sagte am Donnerstag: „Es scheint mir, als solle hier die Theorie der zwei Dämonen wiederbelebt werden.“ Noch heute verteidigen sich die Foltermilitärs damit, dass es während der Diktatur einen Bürgerkrieg gegeben habe und sie hätten einschreiten müssen.

Innenminister Aníbal Fernández kommentierte die Festnahme mit den Worten, es zeige sich, dass die Regierung „nicht nur gegen die Militärs“ vorgehe. „Dies ist ein Prozess, der es ermöglicht, dass alle Argentinier vor dem Gesetz gleich sind.“

Die Montoneros waren zum ersten Mal im Jahr 1970 als bewaffnete Organisation aufgetreten, als sie den Militärgeneral Pedro Eugenio Aramburu entführten. Die Guerillagruppe berief sich ideologisch auf General Domingo Perón und mischte seinen Nationalismus mit linken Ideen.