Aufklärung über das Copyright

Wie zügelt man brennende Leidenschaften? In den USA ist die Musikindustrie inzwischen in die Offensive gegangen. Nun werden die Nutzer von Internet-Tauschbörsen verfolgt – und an den US-Universitäten Warnseminare eingerichtet

Das Wörtchen „brennend aktuell“ geht den Managern der großen Plattenkonzerne nur noch schwer über die Lippen, wenn sie ihre aktuellen Neuerscheinungen vorstellen. Dennoch freut sich Rolf Schmidt-Holz, Vorstand der Bertelsmann AG und damit auch Chef über die Bertelsmann Music Group (BMG), natürlich über die brandneuen Alben von Rod Stewart, Britney Spears, Alicia Keys und Pink, die in diesem Herbst unter dem Dach seiner Firma erscheinen werden. Denn gerade von den kommerziellen Zugpferden seines Unternehmens erhofft sich der Konzernchef, dass sie die Bilanzen seines Unternehmens zum Jahresende hin ein wenig aufhellen.

Das erste Halbjahr hatte die BMG schließlich mit einem Verlust abgeschlossen. Doch da die wichtigsten Veröffentlichungen erst jetzt erscheinen, erwarten die Bertelsmänner, am Ende des Jahres doch noch mit schwarzen Zahlen dazustehen. Ansonsten herrscht in der Branche aber weiterhin das große Zähneklappern. „Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht“, unkte am Rande der Funkausstellung in Berlin der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhard. Er glaubt sogar, dass der gegenwärtige Abwärtstrend noch eine Weile anhält.

Den Hauptgrund für die Umsatzeinbrüche vermutet die Branche natürlich im massenhaften CD-Kopieren und dem Herunterladen von Musiktiteln aus dem Internet. Beides ist auch in Deutschland inzwischen zum Volkssport geworden und hält, so schreibt auch der Spiegel in dieser Woche, vor allem Jugendliche davon ab, sich im Laden überhaupt noch nach neuen CDs umzusehen.

In den USA, dem Mutterland der Unterhaltungsindustrie, ist die Musikbranche naturgemäß längst einen Schritt weiter, was die Reaktion auf diese Krise betrifft. So droht der US-Phonoverband RIAA jenen Internet-Nutzern, die er des kostenlosen Herunterladens und Tauschens von Musiktiteln überführt hat, mit drakonischen Strafen.

Im Juli diesen Jahres hatte die RIAA einen Großangriff gegen private Computerbesitzer gestartet, die über Onlinetauschbörsen ihre Musiksammlungen austauschen. Mit speziellen Scanner-Programmen hatte sie ihnen hinterherspioniert und von Internetportal-Anbietern wie AOL oder Microsoft die persönlichen Daten und Adressen von rund 1.300 Missetätern herausgefunden. Seitdem wurden gegen mehrere Internet-Nutzer Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe erhoben, weil sie über Internet-Tauschbörsen wie Kaaza, Morpheus oder Grokster Songs ganze CDs zum kostenlosen Download freigegeben hatten. Einige der Betroffenen haben bereits fünfstellige Summen gezahlt, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden.

Von der Klageflut der RIAA sind besonders viele Studenten betroffen. Aus diesem Grund warten große US-Universitäten wie Yale und Berkeley in diesem Herbst eigens mit neuen Seminaren auf, in denen sie auf die rechtlichen Grundlagen und Gefahren des Musik-Downloadens hinweisen wollen. In diesen Kursen soll den Studenten beigebracht werden, dass auch das Internet keine rechtsfreie Zone darstellt: um wenigstens den Musikkonsumenten von morgen ein Unrechtsbewusstsein beizubringen. BX