Erste Flatrate fürs Handy-Surfen

Neue Tarife und das UMTS-Netz könnten Mailen per Handy zur echten Alternative machen. Doch noch gibt’s Probleme

BERLIN taz ■ Der Mobilfunkanbieter O2 eröffnete gestern eine neue Preisrunde. In München stellte die Nummer vier der Netzbetreiber zwei neue Datentarife vor: Mit „O2 Active-Surf & E-Mail Pack“ können Vertragskunden ab sofort zum Festpreis von rund 5 Euro im Monat beliebig viele Internetseiten über ihre Handys abrufen und eine unbegrenzte Zahl von E-Mails versenden. Wer aufs Surfen verzichtet, zahlt im abgespeckten „O2 Active E-Mail-Pack“-Tarif rund 3 Euro monatlich. „Damit sind wir der erste Netzbetreiber in Deutschland, der eine echte Flatrate für Handys anbietet“, sagt O2-Sprecher Frank Wienstroth.

Interessant sind die neuen Preismodelle der Münchner auch vor dem Hintergrund des lang erwarteten Starts der neuen Mobilfunktechnologie UMTS. Bislang haben die deutschen Netzbetreiber bekräftigt, ihre bestehenden Tarife beim Übergang zur nächsten Netzgeneration beibehalten zu wollen.

Träfe das auch auf den O2-Tarif zu, könnten Handynetze nach der UMTS-Einführung durchaus mit Festnetz-Internetanschlüssen konkurrieren. Zwar beinhaltet das Angebot derzeit nur Internetseiten im Handyformat, der E-Mail-Verkehr unterliegt keine Beschränkungen. Das würde den Tarif im UMTS-Netz zum Renner machen: Mit einem angepeilten Übertragungstempo von bis zu 2 Megabit pro Sekunde sind Datenpakete 36-mal schneller als in den heutigen Handynetzen unterwegs und zweieinhalb mal so schnell wie einfache DSL-Anschlüsse im Festnetz.

Bis es so weit ist, müssen sich mobile Datenreisende allerdings noch etwas gedulden. Erst letzte Woche hat Marktführer T-Mobile seinen für diesen Herbst geplanten UMTS-Start abgesagt. Einen neuen Termin wollte das Unternehmen nicht nennen. Auch Vodafone, E-Plus und O2 hatten zuvor angekündigt, UMTS erst 2004 anbieten zu wollen. Verantwortlich für die Verzögerungen machen sie die Handy-Hersteller: „Bislang sind UMTS-Endgeräte weder in ausreichender Stückzahl verfügbar, noch erfüllen die angekündigten Modelle unsere Qualitätsansprüche“, klagt Vodafone-Sprecherin Bettina Donges. O2-Sprecher Wienstroth macht klare Zielvorgaben: „Bevor nicht mindestens drei attraktive Handys in Stückzahlen zwischen 10.000 und 20.000 auf dem Markt sind, macht es keinen Sinn, UMTS anzubieten.“

Die Mobiltelefonhersteller schieben den schwarzen Peter an die Netzbetreiber zurück: Man habe mit dem Z 1010 bereits ein zeitgemäßes UMTS-Handy im Sortiment, erklärt Sony Ericsson. Und Nokia verweist schlicht auf sein schon letzten Herbst vorgestelltes UMTS-Modell.

Tatsächlich haben beide Seiten noch so ihre Probleme: Einerseits sind die aktuellen UMTS-Handys tatsächlich noch schwer und funken durch klobige Antennen. Andererseits kämpfen auch die Netzbetreibern noch immer mit unterbrochenen Gesprächen im UMTS-Netz – vor allem dann, wenn das Mobiltelefon eine UMTS-Zelle verlässt und ans alte Handynetz weitergereicht werden muss.

Die Zurückhaltung der Netzbetreiber ist nachvollziehbar: Sie können es sich kaum leisten, potenzielle Kunden mit Kinderkrankheiten dauerhaft zu verschrecken. Von dem Erfolg des UMTS-Netzes hängt viel ab – schließlich haben sich die Mobilfunkunternehmen bei der Mainzer Lizenzauktion vor drei Jahren hoch verschuldet.

JENS UEHLECKE