Tohuwabohu

„Welcome back Mr. McDonald“: Oder wie Koki Mitani einen japanischen wie einen amerikanischen Film drehte

Spätestens seit Sogo Ishis durchgeknallter „Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ (1984) sind japanische Komödien auch im Westen beliebt. Zum Beispiel: Shinobu Yaguchis „Mein geheimer Schatz“, Sabus „Monday“ oder eben Koki Mitanis „Welcome back Mr. McDonald“ (1997), der zunächst im Forumsprogramm der Berlinale zu sehen war.

Bevor er seinen Erstlingsfilm drehte, hatte Koki Mitani mit einer Gruppe namens „Tokio Sunshine Boys“ Theater gemacht. „Welcome back Mr. McDonald“ geht auch auf ein Theaterstück zurück, ist aufs Angenehmste komisch und war 1998 ein kleiner Hit auf den Filmfestspielen. Er handelt ziemlich furios, temporeich und völlig überzogen von der Liebe der Japaner zur amerikanischen Kultur, von kulturellen Adaptionen, bei denen das, was so begeistert adaptiert wird, trotzdem japanisch bleibt. Der Regisseur sagt, er habe versucht, „einen japanischen Film wie einen amerikanischen Film zu drehen“. Inhaltlich passiert Gleiches: Ein kommerzieller Radiosender aus Tokio veranstaltet einen Drehbuchwettbewerb für Amateurautoren. Eine einfache japanische Hausfrau, Repräsentantin eines etwas naiven, bodenständigen Japan, gewinnt mit dem anrührenden Hörspiel „Frauenschicksal“, das von einer einfachen Hausfrau erzählt, die einen Jugendfreund wieder trifft und sich in ihn verliebt.

Das mit viel Herzblut geschriebene Hörspiel soll live und mit Starbesetzung gesendet werden, doch kurz vor Sendebeginn beginnen die Probleme: Der berühmten Sprecherin, die die Hauptrolle des Stücks sprechen soll, gefällt der Name ihrer Rolle nicht mehr. Statt Ritsuko möchte sie „Mary Jane“ heißen und außerdem möchte sie einen aufregenden Beruf haben: Starverteidigerin. Sie verlangt, das Drehbuch zu ändern. Der Produzent beschwatzt die Autorin und willigt dann ein, was nun eine Lawine von Änderungswünschen auslöst. Der männliche Hauptdarsteller will auch einen exotischen Namen haben. Der zweite männliche Hauptdarsteller besteht nach kurzem Überlegen darauf, „Donald McDonald“ zu heißen. Das Hörspiel wird nach Amerika verlegt, und weil die unspektakuläre Geschichte der japanischen Hausfrau nicht dem Glamourbedürfnis der Schauspieler genügt, werden, während die Liveübertragung schon begonnen hat, immer absurdere Ereignisse eingefügt. Weltraumraketen und Staudammbrüche brauchen allerdings entsprechende Geräusche, die ein alter Pförtner herstellt, der in der guten alten Zeit des Radios Geräuschespezialist war. Alles ist ein großes Tohuwabohu. Irgendwann widerspricht die arme Autorin dann doch und irgendwie muss man schon dauernd lachen, wenn die überkandidelten Schauspieler sich mit den Namen ihrer Wahl anreden. „Welcome back Mr. McDonald“ ist ein wunderbarer Film, in dem kein einziger Satz überflüssig ist.

DETLEF KUHLBRODT

„Welcome back Mr. McDonald“. Regie: Koki Mitani. Japan 1997, 103 Min.