Mama predigt nicht, sie schreibt

Für Lourdes und den Rest der Welt: Madonna hat ein Kinderbuch für ihre Tochter verfasst. Bunt und verspielt liest sich „Die englischen Rosen“ wie ein zu Papier gewordener Mädchentraum – vier weitere Bücher sollen noch folgen

Das Leben erfolgreicher Menschen scheint irgendwann immer den Punkt zu erreichen, an dem sie entweder ein Koch- oder ein Kinderbuch herausbringen. Auch Madonna, die auf ihrem letzten Album „American Life“ ausgiebig die Schattenseiten des Starruhms beklagte und postulierte, dass Geld und Glamour, Gärtner und Gucci alleine nicht glücklich machen, begibt sich jetzt auf dieses vergleichsweise bodenständige Terrain. Mit „Die Englischen Rosen“ (Hanser Verlag, 48 Seiten, 12,90 Euro) veröffentlicht sie den ersten einer auf fünf Teile angelegten Kinderbuchreihe. Dass „Die Englischen Rosen“ in hundert Ländern gleichzeitig erscheint und es allein in Amerika 750.000 Vorbestellungen gab, versteht sich von selbst.

Natürlich ist es unmöglich, dieses Buch zu lesen, ohne gleichzeitig nach neuen Erkenntnissen über die berühmteste und gleichzeitig rätselhafteste Frau der Gegenwart zu suchen, dürfte doch ein Großteil der Leser ohnehin aus Kindern bestehen, die älter sind als 18 Jahre. Madonna selbst ließ vorweg lediglich durchblicken, dass die Kaballah und ihre Kinder die Quelle ihrer Inspiration gewesen seien und dass sie auch anderen Menschen die Erleuchtung mitgeben will, die sie auf ihrem „spirituellen Weg“ erfahren habe. Klingt nach schwerer Kost für ein Kinderbuch.

Aber Madonna wäre nicht Madonna, wenn man den ganzen Esoterik-Krempel nicht auch getrost vergessen könnte, um sich einfach am wunderbar glitzernden Äußeren zu erfreuen. Denn wo Madonna draufsteht, da funkelt es garantiert, und so sind „Die Englischen Rosen“ ein Buch, dass vor allem durch die Illustrationen von Jeffrey Fulvimani besticht. Es ist der Papier gewordene Mädchentraum: bunt, verspielt, schillernd und prinzessinnenhaft. Dass die eigentliche Geschichte eher schlicht ist, ist vollkommen egal, gute Popsongs brauchen auch keinen Überbau.

Es geht bei „Den Englischen Rosen“ um die Außenseiterin Binah, die, man wundert sich, eine Außenseiterin ist. Nicht etwa weil sie hässlich, dick, langweilig oder unsportlich wäre: Nein, Binah ist eine Außenseiterin, weil sie so wunderschön und „ein Geschenk Gottes“ ist (hallo, Lourdes!). Deswegen sind die vier anderen Mädchen, die so genannten englischen Rosen, auch furchtbar neidisch auf sie. Eine gute Fee zeigt den kleinen Stutenbeißerinnen aber dann, dass Binah zwar schön, aber sehr arm, einsam und mutterlos ist (hallo, Madonna!), woraufhin sich die englischen Rosen furchtbar schämen. Was liegt also näher, als dass sich die Mädchen vertragen und beste Freundinnen werden? Genau. Und für die Spiritualität könnte man dann ja noch zusammen makrobiotisch essen gehen. Aber das kommt dann vielleicht in der nächsten Folge. HEIKE

BLÜMNER