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: Kuscheln in der Ersatzfamilie: „Wilbur wants to kill himself“

Der Titel passt, denn tatsächlich versucht der junge Glasgower Wilbur im Laufe des Films immer wieder, sich umzubringen. Aber zum Glück beherrscht er diese Kunst genauso wenig wie die Dänen in Lone Scherfig vorherigem Film „Italienisch für Anfänger“ die romanische Sprache. Die Regisseurin zeigt ihre Protagonisten gerne beim Scheitern, aber dies macht sie so liebevoll komisch, dass man sich in ihren Filmen schnell heimelig fühlt.

Wilburs versucht also sich zu erhängen, von einem Dach zu stürzen oder zu vergiften, aber dabei wird ihm höchstens die Wohnung gekündigt, weil er den Gasherd zweckentfremdet hat. So muss er zu seinem Bruder Harbour in den Second-Hand-Buchladen ziehen, der natürlich kurz vor der Pleite steht, weil Harbour als typische Scherfig-Figur alles andere als ein guter Geschäftsmann ist.

Bald hat auch die Stammkundin des Ladens, Alice, ihren Job als Putzfrau in einem Krankenhaus verloren, weil sie dort so verträumt aufwischt, dass sie schon mal einen Blutfleck im Operationssaal übersieht. Nachdem sie Wilbur zufällig an einem Seil baumelnd findet, verliebt sich Harbour in sie, und zusammen mit ihrer achtjährigen Tochter Mary zieht auch sie mit ein in das romantisch heruntergekommene Haus.

Davon, wie die Vier sich langsam zusammenraufen, wie sie lernen, mit den eigenen Fehlern sowie denen der anderen klar zu kommen und warum es dann wie bei jeder guten Liebesgeschichte traurig endet, davon erzählt „Wilbur wants to kill himself“.

So einen zusammengewürfelten Haufen von Charakteren, die im Grunde schon als Verlierer abgestempelt sind, sich dann aber zu einer Ersatzfamilie zusammenfinden, hat Lone Scherfig auch schon in „Italienisch für Anfänger“ beschrieben. Hier malt Scherfig nun ihre Lieblingsgeschichte auf eine größere Leinwand, und sie traut sich auch, dabei tiefer zu gehen. Denn sie nimmt den Lebensüberdruss von Wilbur ernst und so ist dies keine gemütliche schwarze Komödie, sondern ein bewegendes Familiendrama.

Scherfigs Humor ist subtil, und wenn man es nicht besser wüsste, würde man ihren leisen Witz als typisch britisch bezeichnen. Aber das Drehbuch hat die dänische Regisseurin zusammen mit ihrem Landsmann und Kollegen Anders Thomas geschrieben.

Dafür ist Scherfig mit den britischen Schauspielern wunderbar klargekommen. Aus Dänemark hat sie nur einen Schauspieler mitgebracht, und der spielt ausgerechnet einen lakonischen deutschen Arzt namens „Horst“. Für Briten klingt dieser Name so ähnlich wie „Wurst“ – und auch daraus bastelt Scherfig eine geschickt gesetzte Pointe.

Egbert Soussè

täglich um 20.45 Uhr im Cinema