daumenkino
: „Dumm und Dümmerer“

Nur Mittelmaß

Was immer man von den Farelly-Brüdern und ihren Filmen halten mag, unbestritten ist, dass „Dumm und Dümmerer“ dem Fäkal- und Körperhumor einige der surrealsten und in der schieren Idiotie auch originellsten Momente bescherte. Die Welle von Nachzüglern – von den „American Pie“-Filmen bis hin zu „Old School“ – hat im Laufe der letzten Jahre gezeigt, welch seltene Abstraktionsgabe, unbewusst delirante Entgleisungen und debiler Dadaismus hinter den infantilen Fäkalspielereien der Farellys steckten. In der Prüderie der Plagiate offenbarte sich der originäre, wahrhaft antiautoritäre Geist der Farelly-Filme.

Daran – und nicht an ethischen Kriterien politischer Unkorrektheiten – muss sich auch Troy Millers Prequel messen. „Dumm und Dümmerer“ verfolgt die Vorgeschichte von Harry Dunne (im Original gespielt von Jeff Daniels) und Lloyd Christmas (Jim Carreys Figur) bis ins Jahr 1986. Davor noch wird man Zeuge von Harrys Kampf im Geburtskanal, der mit einem offensichtlich folgenschweren Unfall endet. Im Vergleich zum Original liegt hier vielleicht das entscheidende Manko von „Dumm und Dümmerer“. In Millers Film liegt einige Male das R…-Wort (retard) in der Luft. Um Fördergelder für seine Schule zu kassieren, täuscht der Direktor von Harrys und Lloyds High School ein Programm für special needs vor (special ist im Englischen unter anderem eine freundliche Formulierung für retard), für das die Vorzeige-„Idioten“ ideale Kandidaten sind.

Eric Christian Olsen und Derek Richardson vollbringen in der Rolle der Carrey- bzw. Daniels-Charaktere eine fast Brecht’sche Projektionsleistung. Nicht eine Entwicklung an den Figuren des Originals steht im Mittelpunkt dieses Prequels, sondern nur noch die Imitation ihrer Darsteller. Hier erweist sich Olsen immerhin als talentierter Carrey-Doppelgänger. Es ändert nichts an der Tatsache, dass „Dumm und Dümmerer“ in jeder Hinsicht medioker geworden ist. Diese Mittelmäßigkeit ist wohl das Schlimmste, was man dem Original antun konnte. ANDREAS BUSCHE

„Dumm und Dümmerer“, R.: Troy Miller. Mit Eric C. Olsen, Derek Richardson u. a. USA 2003, 85 Min.