Auf ganzer Fluglinie rechts

In seinem Bord-Magazin erschreckt Air Berlin mit rassistischen Beiträgen. Die Passagiere nehmen das locker, nur einer urteilte bisher kritisch: „Reaktionärer Schwachsinn“

Einst hat Air Berlin den Flugmarkt mit seinen Billigpreisen aufgemischt. Heute überrascht die Fluggesellschaft ihre Passagiere mit tendenziösen Texten in seinem Magazin Air-Berlin.

„Mehr Konsum und mehr Arbeitsplätze entstehen nur durch Steuersenkungen“, schrieb Air-Berlin-Geschäftsführer Joachim Hunold im September-Heft. Hunold ist zugleich Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrt-Unternehmen. „Zusammen mit wankelmütigen Politikern bereiten die egozentrischen Gewerkschafts-Funktionäre, denen es nur um den eigenen Machterhalt geht, den Nährboden für Zustände, wie Deutschland sie zuletzt während der Weimarer Republik erlebte. Das Ergebnis ist bekannt.“

Nicht zu unterschätzen seien auch die kriminellen Asozialen und Ausländer, suggeriert eine als „Glosse“ gekennzeichnete Hetze: „Wenn du nämlich ein ‚Freak‘ bist, von der Stütze lebst und auf nichts anderes als auf Randale Bock hast, sind die Chancen groß, dass die Staatsgewalt dich mit Samthandschuhen anfasst. […] Wir geben uns eben multikulti.“

Nicht etwa, dass sämtlichen Passagieren bei solchen Sätzen das Gratisbrötchen aus dem Mund fällt. Nein, die Leser reagierten auf die Artikel sehr gut, behauptet Peter Hauptvogel. Der Chefredakteur von Magazin Air-Berlin spricht von 400 bis 500 positiven Reaktionen pro Heft. Nur in 1 bis 2 Prozent der Rückmeldungen gebe es Widerspruch, „reaktionären Schwachsinn“ habe ein Leser den Blattinhalt einmal genannt. Selbst schuld, meint Hauptvogel: Es sei ja bekannt, dass das Haus eine konservative Linie verfolgt – so gibt es zum Beispiel keinen Betriebsrat. SEBASTIAN HEISER