Fascho-Schick?

Laibach inszenieren in der Volksbühne zur weiteren Verwirrung die semiotische Katastrophe

Laibach in der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, Mittwoch, 15., und Donnerstag, 16. Oktober, jeweils 21 Uhr

Vor dem Konzert von Laibach schaut man am besten erst im Bethanien vorbei, bei der Retrospektive der Künstlergruppe Irwin (Mi.–So. 14–19 Uhr, bis 26. 10.). Zur Vorbereitung und zum besseren Verständnis. Ein Bild reicht dafür schon: das Plakat „Dan Mladosti – Tag der Jugend“ von 1986. Mit dem gewann die Gruppe einen Preis, weil sich in dem Entwurf „die höchsten Ideale des jugoslawischen Staates“ ausdrücken würden. Meinte das Preiskomitee, das zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es sich hier um eine nur leicht modifizierte Vorlage eines Nazi-Künstlers handelte. Natürlich folgte ein Riesenskandal. Es geht jetzt gar nicht so sehr um die Gleichsetzung von faschistischer und realsozialistischer Ästhetik (was ein recht vordergründiges Verständnis wäre). Es geht um das Standing, mit dem diese Kunst produziert wird, bei den aufs Engste miteinander verbandelten Projekten Irwin und Laibach, letztere die slowenische Industrialinstitution, deren Name allein schon eine schmerzhafte Ohrfeige für ein Land war, das auf dem Mythos der Partisanen aufgebaut wurde. Laibach. Der deutsche Name von Ljubljana. Wirklich verbrannte Erde. Das aber bezeichnet doch den Unterschied zu Rammstein, als deren Stichwortgeber Laibach gern genannt werden, selbst wenn sich der musikalische Stiefelschritt beider Bands ähnlich trittsicher anhören mag. Doch Rammstein sind bestens das Kasperle in ihrem Theater der Deutschtümelei, Laibach jedoch führen straffe Regie. Ein Album mit Coverversionen von Rammstein allerdings, das würde wieder präzise in das Prinzip Laibach passen. TM