Islamisten kippen Impfkampagne

BERLIN taz ■ In Teilen Nigerias hat der Widerstand traditionalistischer Islamführer eine UN-Impfkampagne gegen die Ausbreitung der Polio in Westafrika gestoppt. Die Religionsführer in den nördlichen Bundesstaaten Kano, Kaduna und Zamfara sagten, die oral zu verabreichenden Impfstoffe seien möglicherweise mit Mitteln zur Sterilisierung oder auch mit dem HI-Virus kontaminiert und Teil eines US-Komplotts, Nigerias Einwohnerzahl zu senken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte am 22. Oktober eine Impfkampagne für 15 Millionen Kinder in ganz Westafrika gestartet, um einen neuen Polio-Erreger einzudämmen, der sich aus Kano heraus ausbreiten soll. Das Programm wird von den USA finanziert und beinhaltet unter anderen die Verabreichung von Impfstoffen an jedes Kind in Benin, Burkina Faso, Ghana, Niger und Togo. Später soll auch in Kamerun und Tschad geimpft werden. In Nigeria führt die Regierung eine eigene Impfkampagne durch, die auf Widerstand von Islamisten stößt. Der „Oberste Scharia-Rat von Nigeria“ rief im Juli zum Boykott der Impfungen auf. UN-Vertreter sagten gestern, nun sei mit einer Ausbreitung der neuen Polio-Form aus Nordnigeria in die Nachbarländer zu rechnen. D.J.