Demo zum Gedenken an Rabin

100.000 Menschen demonstrieren in Tel Aviv anlässlich des Jahrestags des Mordes an Israels Premier und Friedensnobelpreisträger Yizhak Rabin für Frieden in Nahost

BERLIN afp/ap ■ Mit einer Demonstration für Frieden in Nahost haben rund 100.000 Menschen in Tel Aviv des ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jizhak Rabin gedacht. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen versammelten sich die Menschen Samstagabend auf dem Rabin-Platz, wo der Regierungschef und Friedensnobelpreisträger am 4. November 1995 von einem rechtsgerichteten jüdischen Studenten erschossen worden war.

Der Chef der Arbeitspartei, Schimon Peres, forderte Verhandlungen mit der Palästinenserregierung. In Anspielung auf einen von Israelis und Palästinensern ausgearbeiteten inoffiziellen Friedensplan trugen viele Demonstranten Plakate mit der Aufschrift: „Die Initiative von Genf – eine neue Hoffung für Frieden“. Die Tochter Rabins, Ex-Vizeverteidigungsministerin Dalia Rabin-Philosof, forderte, Israel müsse die Fackel ihres Vaters wieder aufnehmen. Zahlreiche Teilnehmer, darunter viele Künstler, verstanden die Kundgebung auch als Antwort auf die Verwüstung des Rabin-Gedenksteins in der Nacht zu Freitag. Unbekannte hatten das Mahnmal mit Farbe überschüttet und auf ein Rabin-Foto geschrieben: „Kahane hatte Recht“. Der extreme Rabbiner Meir Kahane gründete die Liga für die Jüdische Verteidigung sowie die Bewegung Kach, die sich für die Vertreibung aller Araber aus Israel einsetzt. 1990 wurde er bei einem Attentat in New York getötet.

Das israelische Angebot zu Friedensgesprächen ist auf palästinensischer Seite positiv aufgenommen worden. Zwar gebe es noch keinen Termin, wohl aber Kontakte mit Israel, sagte Ministerpräsident Ahmed Kurei. Israels Premier Ariel Scharon hatte vor einigen Tagen Bereitschaft zu Gesprächen mit Kurei signalisiert. Deren Erfolg hängt aber von der Bildung eines neuen palästinensischen Kabinetts ab. Kurei führt derzeit eine Notstandsregierung und muss bis Dienstag ein Kabinett vorstellen. Bislang scheiterte dies am Streit mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat über die Besetzung entscheidender Ressorts.

Erstmals seit der Verschärfung der Bestimmungen vor einem Monat hat Israel gestern 10.000 palästinensischen Arbeitern unter strengen Sicherheitskontrollen die Einreise vom Gaza-Streifen nach Israel gestattet. Bei einem Zwischenfall nahe dem Grenzübergan Sufa wurden gestern früh zwei Palästinenser angeschossen. Nach Armeeangaben hatten sich drei Männer der Sperranlage genähert und im Sand gegraben, als ob sie einen Sprengsatz legen wollten.

Indes will Israel mit Russland bei der Bekämpfung des „islamischen Terrorismus“ stärker kooperieren. Premier Scharon werde Russlands Staatschef Wladimir Putin den Vorschlag machen, teilte ein Delegationsmitglied gestern zum Auftakt des Scharon-Besuchs in Moskau mit.

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