Punk-Posing

Seltsam selbstverliebt: „Die Ritterinnen“ im Kino 46

Wenn alle Männer Schweine sind, ist es konsequent, dass alle Frauen lesbisch werden. So radikal wurde mal gedacht –und gehandelt. So beschloss die Kreuzberger Punkwohngemeinschaft „Die Ritterinnen“ in den 80er Jahren ihre politisch motivierte Homosexualität.

Dafür, wie komisch dies im Nachhinein wirkt, hat die Filmemacherin Barbara Teufel offensichtlich auch heute noch keinen Sinn. Sie hat jetzt einen Film über ihr wildes „Ritterinnen“-Leben gemacht. Mit Archivaufnahmen und Interviews, zum größten Teil aber nachinszeniert mit jungen Schauspielerinnen, die die endlos langen Diskussionen von damals nachdebattieren müssen.

Ein seltsamer Film ist das, in dem ohne jede Distanz die eigene Vergangenheit gefeiert wird. Verräterisch ist eine Zeitlupen-Szene, in der die sieben Heldinnen in schönstem Punkoutfit triumphierend auf die Kamera zulaufen. Dieses „So schön waren wir“ wird nicht einmal, sondern immer wieder gezeigt, und der Effekt ist direkt aus Tarantinos Macho-Ode „Reservoir Dogs“ geklaut – peinlich für eine feministische Filmemacherin.

Sich selbst stilisiert Ritter als die Attraktivste und Radikalste von allen, Jana Straulino spielt sie als ruppige Schönheit mit Dreadlocks, wilden Blicken und dem Vokabular der 68er. Wenn es dann später zu Ende geht mit der Wohngemeinschaft, kommt der Satz: „Unser Modell hätte dringend ein Update gebraucht.“

Auch solche Stilblüten sind ganz ernst gemeint, aber gerade diese absolute Humorlosigkeit der Macherin macht den Film so interessant. Teufel findet es offenbar wichtig, haarklein jede politische Auseinandersetzung, die die sieben Frauen im Kreuzberg der 80er Jahre untereinander führten, nachzuinszenieren.

Auch die Auflösungserscheinungen der „Ritterinnen“ sind banal, werden aber genauestens analysiert. Die eine treibt es zur Astrologie, die andere macht Selbstverteidigungskurse für Frauen. Von der Verliererin, die nach der WG-Auflösung in eine Psychose abdriftet, hört man nur nebenbei. Das passt offenbar nicht ins Bild der autonomen Heldinnen.

Die Oberheldin geht zur Filmhochschule und macht dann „Die Ritterinnen“. Eine der Frauen ist immerhin lesbisch geblieben. Wilfried Hippen

Bis Dienstag (18 Uhr) im Kino 46