Exspione gegen Scharon

Vier ehemalige Chefs von Israels Geheimdienst kritisieren die Politik des Premiers und fordern Ende der Besetzung

JERUSALEM ap ■ Ungewöhnlich scharf haben vier Exleiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet die Haltung der Regierung im Nahostkonflikt kritisiert. Ohne einen Friedensvertrag sei die Existenz Israels gefährdet, warnten sie gestern in der Zeitung Jediot Ahronot. Notwendig seien einseitige Schritte Israels wie ein Rückzug aus Gaza, so Jaakov Perry, einer der Exgeheimdienstchefs.

In einer Rundfunk-Talkshow sagte Perry weiter, Israel müsse auch seine illegalen Siedlungen abbauen. Der Regierung von Premier Scharon warfen er und seine Kollegen Ami Ajalon, Avraham Schalom und Carmi Gilon das Fehlen langfristiger Perspektiven vor. Die Haltung, einen Stopp palästinensischer Anschläge zur Voraussetzung für Friedensgespräche zu machen, sei bestenfalls töricht und schlimmstenfalls eine Taktik, um Zugeständnisse zu vermeiden und jüdische Siedlungen weiter auszubauen. „Wir bewegen uns mit sicheren Schritten auf eine Stelle zu, wo der Staat Israel nicht länger eine Demokratie und eine Heimat für das jüdische Volk ist“, erklärte Ajalon. Mit dem palästinensischen Präsidenten der Al-Kuds-Universität, Sari Nusseibeh, hat Ajalon einen inoffiziellen Friedensplan entworfen, der von UN-Generalsekretär Annan gelobt wurde. Auch Perry, Schalom und Gilon setzten ihre Unterschrift unter die Petition, die von 100.000 Israelis und 60.000 Palästinensern unterzeichnet wurde.