MODERNES LESEN: NEUE BÜCHER KURZ BESPROCHEN
: Prominenz

Peter Lückemeier: „So werden Sie prominent“. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, 288 Seiten, 7,90 €

„Viele Tipps und Adressen“ verspricht das Buch im Untertitel, doch in praktischer Hinsicht möge man sich nicht allzu viel von der Lektüre erhoffen. Auch Peter Lückemeier, im Brotberuf Lokalchef der FAZ und nebenbei Autor der Herzblatt-Geschichten der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, hat keine Strategie mit Erfolgsgarantie dafür, wie man prominent wird. Er rät nur zu Dingen, die man sich auch selbst denken kann: im Wesentlichen dazu, entweder irgendetwas sehr gut zu können oder irgendwen schon Berühmten zu heiraten oder einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Patentrezepte sehen anders aus.

Nun ist allerdings die Ratgeber-Verpackung eher als Camouflage zu verstehen – genauso wie die Billigaufmachung in einem Verlag, der für die Bücherständer an der Supermarktkasse zuständig ist. Man sollte sich dadurch nicht täuschen lassen. Was das Buch bietet, ist nichts Geringeres als eine Diskursanalyse dessen, was in Zeiten der Massenmedien mit dem Begriff der Prominenz zusammenhängt. Peter Lückemeier macht sich da keine Illusionen: „Vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte ist heute eine Karriere möglich, die weder in Abstammung, Heirat oder Leistung ihren Grund findet, sondern in schierer medial multiplizierter Existenz.“ Aber angesichts der Lage sieht er auch keineswegs das Abendland untergehen. Selbstironisch geschrieben, analysiert er die Wege, wie man heute berühmt werden kann, unterscheidet dabei die „Leistungs-Prominenz“ von der „Zufalls-, Heirats- oder Container-Berühmtheit“ und stellt kühl dar, wie anstrengend es ist, berühmt zu sein. Den Terminkalender hat man als Promi eben immer im Nacken.

Mitleid mit den Prominenten hat Peter Lückemeier nun aber auch wieder nicht; schließlich wird niemand zu Homestorys oder zur Zusammenarbeit mit der Bild-Zeitung gezwungen. Und auch die Neidfaktoren lässt Lückemeier nicht aus. Boris Becker zum Beispiel beschreibt er so, als wolle Michel Houellebecq die Gewinnertypen des Ringens um sexuelles Kapital in der ausgeweiteten Kampfzone illustrieren: Auf dem Weg zum Klo einer Frau im Restaurant die Telefonnummer zustecken – das reicht.

Man wundert sich ja dann und wann, dass über so interessante Phänomene wie unseren Umgang mit der Prominenz meistens entweder dümmlich-affirmativ oder aber verbissen-schlechtgelaunt geschrieben wird. Peter Lückemeiers Buch ist ein Beispiel dafür, dass man mit dem Thema auch leicht umgehen kann. Ein Satz von Verona Feldbusch noch, den man in dem Buch aufschnappt: „Ich plane nicht, ich ergreife Gelegenheiten.“ Wenn man recht drüber nachdenkt, ist das ein ziemlich tiefer Satz!