Die Körbe etwas zu hoch gehängt

Brandt Hagen droht der Ruin. Sponsorengelder sollen zumindest die nächsten Monate retten. Die Entscheidung fällt heute Abend. Bei negativem Ausgang droht die Basketballstadt von der Bildfläche zu verschwinden

HAGEN taz ■ Basketball-Bundesligist Brandt Hagen steht vor einer ungewissen Zukunft. Für die laufende Saison steht ein Fehlbetrag von einer Millionen Euro zu Buche. Die Spielergehälter für den Monat November wurden noch nicht ausgezahlt. Eine für Montagnacht anberaumte Krisensitzung zwischen Aufsichtsrat und Präsidium verlief ohne abschließendes Ergebnis. „Wir werden uns am Mittwochabend treffen, um die Situation abschließend zu beurteilen“, sagt Präsident Ludwig Heimann.

Bis dahin müssen rund 550.000 Euro an Sponsorengelder aufgebracht werden, um den Spielbetrieb zumindest bis Februar zu sichern. Andernfalls droht dem Gründungsmitglied der Bundesliga nach 37 Jahren das Aus. Die Heimatstadt des Deutschen Basketballbundes (DBB) stünde ohne Bundesliga-Klub da - nicht vorstellbar.

Immerhin hat der Hagener Parfümhersteller Douglas gestern seine Bereitschaft signalisiert, sich mit 250.000 Euro zu beteiligen. Bleibt eine Lücke von 300.000 Euro, die bis heute abend geschlossen werden muss.

Bereits vor der Saison musste der Traditionsklub mit etlichen Problemen kämpfen. Der altehrwürdigen Ischeland-Halle wurde von den Verantwortlichen der Basketballbundesliga (BBL) die Erstligatauglichkeit abgesprochen. Sprich: Hallenverbot für immer. Die Heimspiele werden seitdem in der Dortmunder Westfalenhalle III ausgetragen. Ein weiteres Problem: Der angestrebte Schnitt von 2.000 Zuschauern wurde zwar übertroffen; angesichts etlicher verteilter Freikarten bleibt unterm Strich ein fünfstelliger Fehlbetrag. Für Spielertransfers blieb kein Geld. Mit elf Spielern besitzt Hagen den kleinsten Kader der Liga.

Auf Hilfe von Oben kann Brandt Hagen nicht bauen. BBL-Manager Otto Reintjes machte deutlich, dass eine Unterstützung wie im Falle Braunschweig nicht möglich sei. Nach dem Ausstieg des Hauptsponsors installierte die BBL dort einen Manger und entsandte den damaligen Nationalcoach als Trainer. „Vielleicht können wir aber in Sachen Marketing ein wenig nachhelfen“, sagt Reintjes.

Ein sorfortiger Ausstieg sei allerdings unwahrscheinlich, glaubt Heimann. „In der Verganheit lief bei anderen Teams der Spielbetrieb auch weiter.“ Im Falle eines Insolvenzantrags würden die Spieler nach neuem Recht drei Monate lang Geld vom Konkursverwalter bekommen; in der Zwischenzeit müsste mit den Gläubigern eine Einigung erzielt werden.

Doch es gibt gibt auch positive Zeichen. Der Abstiegskandidat startete mit drei Siegen in die Saison. Nach zwischenzeitlichem Tief konnte sich das Team von Trainer Armin Andres durch den Sieg in Ludwigsburg auf Platz zehn verbessern. Der angestrebte Klassenerhalt scheint zumindest sportlich möglich. Auch eine Folge der „relativ gelassenen Stimmung“, die Trainer Armin Andres im Team ausgemacht haben will. „Die Spieler werden von uns regelmäßig informiert“, sagt Präsident Ludwig Heimann „und bislang hatten sie Verständnis für unsere Situation.“

Sollte Hagen die laufende Saison irgendwie überstehen, wächst die Hoffnung, an alte Zeiten anknüpfen zu können. Die Planungen für eine neue, über 4.000 Zuschauer fassende Mehrzweckhalle sind längst abgeschlossen. Die hiefrür notwendige Landesbürgschaft wurde bereits vergeben. Klingt alles nicht schlecht. Die Sache hat nur einen Haken: Im Falle der Insolvenz würde das ganze Bauvorhaben gestoppt und die Stadt würde ohne bundesligataugliche Halle dastehen. Erstliga-Basketball in Hagen wäre dann erst einmal Geschichte. HOLGER PAULER