Film ohne Drehbuch

Beim Jazz hört der Spaß auf. Helge Schneiders „Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm“ ist abgedreht

Hamster zertrampeln, Wellensittiche im Wilden Westen jagen, oder einfach Fitze, Fitze, Fatze. Leinwand-Blödeleien sind seine Stärke. Doch wenn es um Jazzmusik geht, hört der platte Spaß auf.

„Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm“ heißt der neue Film von Helge Schneider, der im Frühjahr 2004 in die Kinos kommen wird. Auf allzu banale Unterhaltung setzt Regisseur Schneider diesmal nicht. „Dieser Film ist anders, die vorhergehenden Filme waren Versuche“, sagt der Komiker. Er habe alle Sachen rausgeschnitten, die nur darauf abzielten, dass man unbedingt lachen solle. Gedreht wurde der Heimatjazzfilm in Helge Schneiders Geburtsort Mülheim an der Ruhr. Mit schroffem Humor und in ruhigen Bildern erzählt er die Geschichte des Fischverkäufers und Jazzmusikers Teddy Schu. Etwa wenn er in strömendem Regen unbeirrt nasse, aufgequollene Zeitungen in Briefkästenschlitze stopft. Teddys allabendliche Auftritte mit seinen Freunden (Jimmy Woode (bass) und Pete York (drums) in einer Jazz-Kneipe finden vor leerem Saal statt.

Nebenbei gibt es nicht nur Streit mit seiner unmusikalischen und anspruchsvollen Freundin, sondern er muss auch gegen die Schließung des geliebten Musikclubs kämpfen. Als der Wirt stirbt und der Gerichtsvollzieher das Klavier mitnimmt, bleibt den Freunden nur der Jazz. Doch dann geschieht das Unfassbare. „Jazzclub“ ist Helge Schneiders persönlichster Film. „Alle Ideen stammen aus meiner direkten Umgebung“, sagt der Musiker. Die Gegend im Ruhrgebiet sei sehr fruchtbar und nicht geklont. Seine bevorzugte Spielweise als Jazz-Musiker ist das Improvisieren. So entstehen auch die Filme. Es gab wohl auch ein Drehbuch. „Ab dem ersten Drehtag habe ich mich aber nicht mehr danach gerichtet“, sagt Schneider. Nach einer kurzen Drehzeit von 18 Tagen sei der Film fertig gewesen. Es schlichen sich zwar technische Fehler ein, aber so arbeite er eben. Der Jazz folgt nur seinen eigenen Regeln. „Wichtig ist, daß es schwingt“, erklärt Schlagzeuger und Jazz-Größe Pete York. Stefan Ortmann