Familie, wir lieben dich

Zur großen Überraschung ist „Freaky Friday“ unbedingt amüsant. Über das Unverstandensein einer überforderten Mutter und einer pubertierenden Tochter

Die Idee ist nicht neu. Bereits 1976 musste Jodie Foster einen verrückten Freitag lang mit ihrer damaligen Filmmutter Barbara Harris den Körper tauschen, was in der Folge zu recht lustigen, erhellenden, Verständnis produzierenden und letztendlich auch sehr familienfreundlichen Situationen führte. Weil das aber schon lange her ist und sich die Nachfrage nach lustigen, erhellenden, Verständnis produzierenden sowie letztendlich auch sehr familienfreundlichen Filmen bislang nicht gelegt, sondern sogar noch gesteigert hat, hielt man es in den Disney-Studios für einen guten Einfall, die alte Idee noch einmal neu zu inszenieren, ohne der deutlich besseren Idee, Jodie Foster als Tochter von damals die Mutter von heute spielen zu lassen, weitere Beachtung zu schenken.

Stattdessen heuerte man Jamie Lee Curtis und die bislang unbekannte Lindsay Lohan an und verpasste der Geschichte einen etwas zeitgemäßeren Rahmen. Also ist die Mutter jetzt eine vielfach überforderte Psychiaterin mit floriender Praxis und hochneurotischen Patienten, die ihren Alltag unter Zuhilfenahme von mehreren Mobiltelefonen zu meistern versucht. Während sich die arg pubertierende Tochter von der Welt unverstanden fühlt und das Gefühl des Unverstandenseins mit dem beliebten Unverständnisverarbeitungsgejammere namens Grungerock zu lindern sucht. Natürlich haben Mutter wie Tochter jedes Gespür füreinander verloren, doch nachdem sie erst einmal simultan an einem chinesischen Wunderkeks geknuspert haben, sehen sie sich buchstäblich mit ganz anderen Augen.

Zur großen Überraschung ist das sogar unbedingt amüsant. Zwar jongliert das Drehbuch mit allen zur Verfügung stehenden Klischees, doch selbst in den kniffeligsten jugendkulturellen Bereichen beweisen die Autoren Heather Hatch und Leslie Dixon ausreichend Kenntnis, um den Film vor drohenden Peinlichkeiten zu bewahren. So gibt es zum Beispiel interessante Diskussionen über Pommes frites und Mode sowie auch kluge Witze über die White Stripes. Und da Lindsey Lohan und vor allem die große Jamie Lee Curtis ihre jeweiligen Doppelrollen mit viel Enthusiasmus und dem notwendigen Feingefühl ganz ausgezeichnet spielen, muss man den Film einfach mögen, ob man nun will oder nicht. HARALD PETERS