Schwarzenegger unerwartet grün

Arnie könnte als umweltfreundlichster Gouverneur Kaliforniens in die Geschichte eingehen. Seit zwei Monaten ist er im Amt, kämpft gegen Bushs wenig ökologische Politik. Er setzt sich vehement für saubere Luft, Windenergie und Wasserstoffautos ein

AUS WASHINGTONMICHAEL STRECK

Für Umweltaktivisten und Grüne in Kalifornien war der Fall Arnold Schwarzenegger klar. Der neue Gouverneur mit seiner Flotte benzinfressender „Humvee“-Jeeps, der Erzfeind George W. Bush einen Freund nennt, bedeutete Unheil für die Umweltpolitik des Bundesstaates, dessen Bewohner auf ihre ökologische Vorreiterrolle stolz sind.

Doch nach knapp zwei Monaten im Amt müssen sie erstaunt feststellen, dass sie sich geirrt haben. Ist Schwarzenegger ein „Grüner im Wolfspelz?“, fragt gar der Economist. Denn der eingewanderte Österreicher will die Wälder des Staates vor der gierigen Holzindustrie schützen, die Luft- und Wasserqualität gegen den Landestrend verbessern und erneuerbare Energien ausbauen. Ölbohrungen vor der Küste, wie von Bush gefordert, wird es mit ihm nicht geben. Und er verteidigt ein letztes Jahr beschlossenes Gesetz gegen den Druck von Autolobby und Weißem Haus, das in den USA die klimaschädlichen Emissionen von Kraftfahrzeugen drastisch reduzieren soll.

Seine Pläne basieren nicht nur auf staatlicher Regulation, sondern oft auf marktwirtschaftlichen Instrumenten. So soll das Problem der verstopften Brücken im Großraum San Francisco über ein High-Tech-Gebührensystem ähnlich dem in der Londoner Innenstadt gelöst werden. Zudem kündigte er an, „Hydrogen-Highways“ zu bauen, eine Versorgungsinfrastruktur für Wasserstoffautos.

Einen Coup landete Schwarzenegger, als der den Posten der Umweltbehörde an den grünen Aktivisten Terry Tamminen vergab, eine Entscheidung, die von allen Umweltgruppen einhellig gepriesen wurde. Ein anderes ermutigendes Signal gab er gleich in seiner ersten Woche im Amt, als der Kongress in Washington ein Gesetzesvorschlag beriet, der die eigenständigen Bemühungen Kaliforniens ausgehebelt hätte, die Luftverschmutzung durch Kleinmotoren, wie Rasenmäher und Dieselgeneratoren, zu reduzieren. Als es so aussah, dass das Gesetz durch die Parlamentarier verabschiedet wird, verhandelte Schwarzenegger direkt mit den Republikanern im Kongress und erreichte, dass der Bundesstaat seine höheren Standards beibehalten kann.

Wieso gibt sich der Schauspieler und Geschäftsmann Schwarzenegger mit Umweltthemen ab, fragen erstaunt Liberale und Konservative. Tamminen glaubt, dies sei ein Resultat seines jahrelangen sozialen Engagements mit Kindern und Jugendlichen aus Innenstadtbezirken in Los Angeles, die aufgrund der starken Luftverschmutzung häufig an Asthma und anderen umweltbedingten Krankheiten leiden. Zudem darf der Einfluss seiner liberalen Freunde aus Hollywood und des Kennedy-Clans nicht unterschätzt werden, in den er eingeheiratet hat. Robert Kennedy Jr., Umweltjurist und scharfer Kritiker der Bush-Regierung gehört zu seinen Beratern.

Schwarzenegger hat das Zeug, als umweltfreundlichster Gouverneur in die Geschichte Kaliforniens eingehen. Er kündigte bereits an, seine Jeeps auf Wasserstoffmotoren umzurüsten.