NEUE „METRORAPIDS“
: Ruhr-Größenwahn

Die Träume auf Magnetschienen sind im Ruhrgebiet endgültig vorbei. Zur Jahreswende ist der Transrapid erstmals in China gefahren. In der asiatischen Fläche ist das „Stück Zukunft“ (Wolfgang Clement) gut aufgehoben. Fürs Revier würde eine schnelle S-Bahn reichen. Vorsätzlich haben Politiker das Projekt „Metrorapid“ jahrelang zum Popanz aufgebaut, zur Kardinalsfrage einer Modernisierung des Rhein-Ruhrgebiets „hochsterilisiert“. Mit dem endgültigen Abschied vom Rapid sollte 2004 auch ein Umdenken in den Rathäusern verbunden sein. Doch die Chancen stehen schlecht.

KOMMENTAR VON MARTIN TEIGELER

Noch immer arbeiten viele Rathauschefs an überdimensionierten „Leuchtturm-Projekten“. Motto: Wenn es klein nicht klappt, muss uns Größenwahn retten. Der Metrorapid ist Geschichte, Nachfolger stehen bereit. Nur ein Beispiel neben Duisburgs „MultiCasa“ und Dortmunds „Phönixsee“: In Mülheim soll das Stadtzentrum mit Millionen-Fördergeldern umgebaut werden, Straßen werden umgelegt, Stadtbibliothek und Rathaus abgerissen. „Ruhrbania“ heisst das Projekt, das an die zentralistische Umwidmung ganzer Städte in der UdSSR erinnert. Realistische Politik für harte Zeiten ist das nicht. Statt den Kern städtischer Infrastruktur (Bildung, Wohlfahrtspflege und Mobilität) in der Krise zu erhalten, wird nicht nur in Mülheim sinnlos Geld verschleudert. Bei den Kommunalwahlen in diesem Jahr ist immerhin Gelegenheit, einige Größenwahnsinnige in den Rathäusern abzuwählen.