schulgesetz und pisa
: Lang Luft geholt und nichts gesagt

Was lange währt, wird endlich gut. Nach diesem Grundsatz beurteilt Bildungssenator Böger das zumindest in puncto Erarbeitungszeit tatsächlich monumentale neue Berliner Schulgesetz. Ja, er will es gar als Antwort auf Pisa und die desaströsen Ergebnisse für deutsche Schüler verstanden wissen. Böger täuscht sich. Der Inhalt des Gesetzes ist, anders als sein Umfang, nicht gewaltig.

Kommentar von ANNA LEHMANN

Zwar packt das Gesetz sensible Punkte an. Die Verkürzung der Schulzeit von 13 auf 12 Jahre etwa oder die Absenkung des Einschulungsalters auf fünfeinhalb Jahre. Doch war es nicht die Überalterung von Schülern, die in der Pisa-Studie negativ vermerkt wurde. Vielmehr war es auch der ungewöhnlich starke Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und eingeschlagenem Bildungsweg.

Misst man das Gesetz nun an den Pisa-Postulaten, dann kommt statt einer mutigen Aussage ein langes Schweigen. Das eherne dreigliedrige Schulsystem bleibt unangetastet. Die vorsichtigen Versuche, in Sekundarstufe I fixe und behäbige Schüler miteinander und voneinander lernen zu lassen, reichen nicht. Denn nach der 6. Klasse fällt das System in den bewährten Trott: Die Doofen werden in die Hauptschule gesteckt, die Unauffälligen in die Realschule und die Cleveren ins Gymnasium.

Dort bekommen sie genau die Bildung, die ihnen per Schulform zusteht: Grundstandard für Hauptschüler, was Höheres für Gymnasiasten. Dabei hätte Berlin auf die eigenen Ansätze vertrauen müssen: Hier, wo relativ spät ausgesiebt wird, wirken sich soziale Unterschiede nicht so deutlich auf das Bildungsniveau aus wie beispielsweise in Bayern, wo schon nach der 4. Klasse getrennt wird. Hier hätte Berlin ansetzen sollen, statt an bewährt Schlechtem festzuhalten.