GENERIKA IN AFRIKA HERZUSTELLEN IST DERZEIT DER KLÜGSTE WEG
: Eine neue Hilfe zur Selbsthilfe

Den Streit um Patentschutz gibt es, seit es den Patenschutz gibt: Die Pharmaindustrie beharrt darauf, dass sie ein neues Medikament nur entwickeln kann, wenn sie es mehrere Jahre lang teuer verkaufen darf – also ein Patent es vor der Konkurrenz schützt. Die Kranken in den Entwicklungsländern halten dagegen, dass sie sich teure Medizin nicht leisten können und sterben werden, bis so ein Patentschutz endlich ausläuft.

Dieser Streit wird nie zur Zufriedenheit beider Parteien gelöst werden. Deshalb ist es für die Entwicklungsländer das Klügste, die bestehenden Sonderregeln und Übergangsfristen auszunutzen, so gut und so lange es geht.

Genau das tut die Thailänderin Krisana Kraisintu: Sie verlagert die Herstellung billiger Pillenkopien von Thailand nach Eritrea, Tansania und Kongo. Für Thailand nämlich ist die Schonfrist, in der das Land den Patentschutz ignorieren und Medikamente aus Europa und den USA nachmachen durfte, bereits verstrichen – gemäß der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Thailand darf nur noch in ganz bestimmten, kompliziert geregelten Notfällen diese so genannten Generika herstellen. Eritrea, Tansania und Kongo dagegen bleiben noch bis 2016 vom Patentschutz verschont. Was also liegt näher, als die Pharmaproduktion dorthin zu verlegen, zumal der afrikanische Kontinent besonders stark von Aids betroffen ist?

Nichts. Die Angst der Pfizers, Bayers und Mercks, dass ihnen in Afrika billige Konkurrenten herangezüchtet werden, ist unbegründet. In Afrika machen sie ohnehin nur 1 Prozent ihres Umsatzes, und der gefürchtete Medikamentenschmuggel nach Europa wäre in der Praxis auch nicht so leicht, wie die Pharmalobby gern behauptet.

Auch der zweite immer wieder vorgebrachte Einwand, in Afrika fehle es an Kapital und Know-how, lässt sich entkräften, wie das Beispiel der thailändischen Pharmazeutin Kraisintu und ihre Unterstützung durch deutsche Enwticklungshilfe zeigt. Umso wichtiger ist es jetzt aber, dass Geberländer ausreichend Geld zur Verfügung stellen.

KATHARINA KOUFEN