Flitterwochen mit mir selbst

Allein unter Verliebten oder Das falsche Marktsegment im Wasserbungalow

In Französisch-Polynesien geriet ich einmal auf Moorea unter die Verliebten. Ob beim Cocktail in der halb offenen Halle, ob am Strand oder in den luxuriösen Wasserbungalows, die sich auf Stelzen aus der Lagune erhoben – beinah alle übrigen Gäste waren zu zweit. Sie schienen allesamt frisch verliebt, verlobt oder verheiratet und befleißigten sich eines seltsam somnambulen Lebenswandels. Beim Frühstück hatte ich das Buffet für mich, die anderen tappten erst spät aus ihren mit Pandanusblättern bedeckten Hütten hervor. Statt anschließend auf Erkundung auszuziehen, verkrochen sie sich erneut in ihre Liebeslauben oder schafften es gerade mal in die nächsten Liegestühle. Sie sprachen, aßen und bewegten sich weniger als gewöhnliche Touristen. Sie waren so innig. Jedes Paar eine Insel.

Destination Eden: Das Klischee vom tropischen Arkadien scheint so untrennbar mit der Südsee verbunden wie ein Tattoo mit der Haut. Neben dem Beachcomber hat eine ganze Reihe weiterer Hotels regelrechte Trau- Choreografien entwickelt. Muskulöse Helfer rudern das Brautpaar im Auslegerboot zum Strand, wo es von einer fröhlichen Schar mit Tänzen und Gesängen empfangen wird. Blumenkränze fehlen dabei ebenso wenig wie das Silbertablett mit dem Champagner. Abends warten ein Mondscheindinner und das mit Blüten überhäufte Hochzeitsbett im Wasserbungalow.

Mir wurde klar, dass ich zum falschen Marktsegment gehörte. Was hatte ich hier verloren, mutterseelenallein in der Südsee? Ich reise sonst viel und gern allein, aber diesmal fühlte ich mich, nun ja, doch etwas unvollständig. Was weniger an der geballten Zweisamkeit ringsum lag, denn sonderlich glücklich wirkten eigentlich die wenigsten. Aber wir jagten zwei grundverschiedenen Mythen nach, die nicht miteinander in Einklang zu bringen waren. Alle Übrigen spielten Adam und Eva, nur ich gab den Robinson.

STEFAN SCHOMANN