Biblis zwei Stunden lang ohne Notstrom

Nach einem Orkan fiel Block B des Atomkraftwerks aus. Das Notstromaggregat für Block A sprang nicht an

FRANKFURT/MAIN taz ■ Der Atommeiler Biblis Block A war am vergangenen Sonntag zwei Stunden lang ohne Notstromversorgung. Weil ein Sturm auf der anderen Rheinseite Oberleitungen abgerissen hatte, durch die Strom aus Biblis Block B transportiert wurde, fuhr sich der Reaktor programmgemäß herunter – allerdings unplanmäßig gleich ganz auf den Nullpunkt.

Für den Eigenbedarf nämlich hätte der Reaktor weiter Strom produzieren müssen. Bei einem gleichzeitigen Störfall in Block A soll die Notstromversorgung von Block B aus gewährleistet werden; und umgekehrt. Alles eigentlich noch kein ganz ernstes Problem, wenn das Notstromaggregat in Block B angesprungen wäre. Doch ein Fehler in der automatischen Umschaltung führte dazu, dass die Notstromversorgung unterbrochen wurde. Damit wurde aus dem Zwischenfall ein Störfall der Kategorie „Eilt“, der nach zwei Stunden durch die Aktivierung der Notstromversorgung „per Hand behoben“ worden sei, so die Betreibergesellschaft RWE Power AG.

Fakt bleibt aber: Biblis Block B war zwei Stunden lang vom Netz; und Biblis Block A zwei Stunden lang ohne Notstromversorgung. Die SPD im Hessischen Landtag erinnerte gestern daran, dass die RWE Power AG und das hessische Umweltministerium den Bau einer von Experten und Umweltschützern schon lange geforderten externen Notstandswarte für beide Reaktorblöcke bislang immer mit dem Argument zurückgewiesen hätten, dass sich die beiden Reaktorblöcke bei einem ernsten Störfall doch gegenseitig mit Strom aushelfen könnten. Diese Theorie sei durch die Vorfälle vom Sonntag „erschüttet“ worden, so der SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Schmitt, der erneut die Stilllegung von Biblis A forderte. Der störanfällige Reaktor sei schließlich der zweitälteste der Republik.

Als „Provokation“ wertete die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Ursula Hamann, die von Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) genehmigte Wiederinbetriebnahme von Block B noch am Montagabend. Solange die Ursache für das vollständige Herunterfahren von Block B und für den Ausfall der Notstromversorgung für Block A nicht vollständig eruiert worden seien, dürfe Block B nicht wieder ans Netz gehen.

Dietzel blieb auch gestern von solchen Appellen unbeeindruckt. Die Notstromversorgung von Block A, so hieß es unter Berufung auf Angaben von RWE, könne doch jederzeit „per Hand“ hergestellt werden.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT