Schulmädchenreport

Ein trostloser, betongrauer Film, in dem die Männer durchdrehen und die Mädchen schön lächeln: „Samaria“ von dem koreanischen Regisseur Kim Ki-Duk im Wettbewerb

Der koreanische Wettbewerbsbeitrag „Samaria“ von Kim Ki-Duk beginnt im Internet. Man sieht nur die tippenden Hände eines jungen Mädchens und eines interessierten Mannes, die miteinander chatten und sich verabreden. Das Mädchen heißt Yeo-Jin und ist die Managerin ihrer Freundin Jae-Young, die neben der Schule als Prostituierte arbeitet. Yeo-Jin trifft die Verabredungen, wartet vor der Tür der Stundenhotels und hält Ausschau nach der Polizei. Yeo-Jin verachtet die Freier ihrer Freundin. Jae-Young mag diese Männer und verliebt sich manchmal sogar in sie. Einmal warnt Yeo-Lin ihre Freundin zu spät vor anstürmenden Polizisten. Jae-Young steht lange mit einem schönen Lächeln im Fenster des Hotelzimmers und springt. Sterbend im Krankenhaus, wünscht sie sich, noch einmal einen ihrer letzten Freier zu sehen. Yeo-Jin fährt zu ihm. Er kommt nur mit, nachdem sie mit ihm geschlafen hat. Als sie ins Krankenhaus kommen, ist Jae-Young schon tot. In der Vorstellung, eine Schuld zu begleichen, beginnt Yeo-Jin nun strahlend lächelnd mit all den Freiern ihrer toten Freundin zu schlafen. Yeo-Jins verwitweter Vater, der, wenn er sie zur Schule fährt, oft von christlichen Wundern erzählt, kommt hinter das Doppelleben seiner vergötterten Tochter, passt die Freier ab, lädt sie zum Bier ein, redet ihnen ins Gewissen, schlägt sie zusammen oder besucht sie zu Hause, um sie vor ihrer Familie zu denunzieren. Einmal rastet er zu sehr aus.

Seoul ist trostlos, betongrau und fast menschenleer in diesem schön rhythmisierten Film, in dem die Männer durchdrehen und die jungen Mädchen oft bezaubernd lächeln. Beeindruckend auch der Übergang von dem ereignisreichen, ersten und dem viel langsameren, zweiten Teil, in dem Vater und Tochter zum Grab der toten Mutter aufs Land fahren. Schulmädchenprostitution ist in Japan und Korea verbreitet und wurde auch schon in dem koreanischen Forumfilm „Capitalist Manifesto“ behandelt.

DETLEF KUHLBRODT

Heute, 15 und 18.30 Uhr, Royal Palast