taz_archiv_496342787909

Mehr als nur vier Wände

Seit über 30 Jahren hilft Obi, den Traum, sich einzurichten, wahr werden zu lassen. Seit kurzem hilft Udo Jürgens mit

Wen es beunruhigt, dass Udo Jürgens zuletzt Lieder mit Titeln wie „Mehr als nur vier Wände“ oder „Mach dir deine Welt, so wie sie dir gefällt“ singt, die beunruhigend nach Heimwerker-Idylle klingen, der sei hiermit aufgeklärt. Ja, es ist die Partnerschaft zwischen Udo und dem Baumarkt Obi, die diese neue Musikgattung gebar. Eigens für die Heimwerkerkette kreierte Udo Jürgens diese Kompositionen, die er auf seiner aktuellen Tournee, die natürlich von Obi gesponsert ist, vorträgt. In der zu „Udo und Obi – Eine Partnerschaft für mehr Lebensqualität“ herausgegebenen Broschüre wird der Sinn und Zweck des Unterfangens erklärt. Es geht, kurz gesagt, um positiven Imagetransfer.

Doch von vorne: Wünsche und Gefühle von Menschen werden traditionell von Schlagersängern in Vinyl oder auf CD gepresst. Zum Beispiel der Wunsch nach Liebe oder Steigerung des Wohnwerts. Nach den Katastrophen des vergangenen Säkulums ein allzu verständlicher Wunsch. Philosophen umschreiben den geistigen Status quo mit düsteren Formeln: Von der „Unbehaustheit des Menschen“ (Hans Egon Holthusen) ist da die Rede oder, schlimmer noch, einer geradezu „transzendentalen Obdachlosigkeit“ (Georg Lukács), die sich letztlich aus den Folgen kriegerischer Geschehnisse erklärt. Aus diesem „Beworfensein“ mit Kampfstoffen wiederum schließt der Denker Martin Heidegger auf ein „Geworfensein“ des Menschen: in die Existenz, die nun nur noch als ein „Sein zum Tode“ deutbar scheint. Bei so viel Pessimismus ist klar: Ein Gegengift muss her.

Udo, der musizierende Poet, der einer großen deutschen Boulevardzeitung zufolge seit einem Jahr monogam lebt, versteht es, „die Wünsche und Gefühle eines jeden Einzelnen zum Klingen zu bringen. Seine Lieder drücken eine unbändige Lebensfreude aus, sie geben den Menschen aller Generationen Mut, spenden Trost und schenken jedem ein Lächeln. Seine Musik gehört zu großen Festen ebenso wie zu ruhigen Stunden in der Geborgenheit der eigenen vier Wände, wo man Entspannung und Frieden findet.“ Dieses karitative Bemühen ist es, das Udo mit der Idee der Baumärkte verbindet, die seit den Fünfzigerjahren wie Pilze aus dem Boden schießen, nachdem sie zuvor praktisch unbekannt gewesen waren.

Und damit wären wir beim eigentlichen Thema: „Das Zuhause ist ein Ort, den die Menschen mit Plänen und Zukunftsträumen verbinden. Seit über dreißig Jahren hilft Obi, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Mit einem großen Angebot zu günstigen Preisen, kompetenter Beratung und zahlreichen Dienstleistungen unterstützt Obi jeden, der sein Wohnumfeld nach seinen persönlichen Wünschen und Bedürfnissen gestalten möchte.“ „Jedem nach seinen Bedürfnissen“, die Marx’sche Utopie ist in der Kooperation von Udo und Obi Gestalt geworden.

Doch damit nicht genug: Wie kein Zweiter versteht es der Sänger mit seiner einzigartigen poetischen Musiksprache „Stimmungen einzufangen und wieder freizusetzen. Ob eine kleine Geste des Danks oder aufrichtiges Gefühl – was er in seinen Liedern besingt, können sonst wohl nur Blumen sagen.“

Phase zwei der Kooperation: Udo und Obi präsentieren eine eigens auf der Insel Mainau gezüchtete Rosenkreation, die auf den Namen „Merci Chérie“ hört. Bereits im Juni 2003 wurde die Rosentaufe von Gräfin Sonja Bernadotte im Beisein von Obi-Aufsichtsrat Manfred Maus vollzogen, musikalisch untermalt von Udo, der, überwältigt vom Zauber des Augenblicks, das titelgebende Lied anstimmte und damit alle Anwesenden begeisterte. Alles in Udo, oder was?

HANS VON SEGGERN