Pausenhof

Marcus Braun: „Hochzeitsvorbereitungen“, Berlin Verlag, Berlin 2003,233 Seiten, 18 Euro

Laut Lexikon ist die Pubertät bei Mädchen mit dem 16., bei Jungen mit dem 17. Lebensjahr abgeschlossen. Die schöne Literatur aber weiß es besser: Der Übergang zum Erwachsenenstatus verzögert sich immer weiter, je schwieriger es wird, klare Einschnitte wie Familiengründung oder ökonomische Unabhängigkeit zu setzen. Das wusste schon Jerome D. Salinger, das weiß Nick Hornby. Und das weiß auch Marcus Braun, der mit seinem dritten und bislang unterhaltsamsten Roman „Hochzeitsvorbereitungen“ einen Adoleszenzroman geschrieben hat, der – anders als Salinger oder Hornby – damit aufräumt, die Jugend als heroische Lebensphase zu betrachten, die kein Mensch hinter sich lassen will.

Marcus Brauns Held Leon ist 19 Jahre alt, hat gerade sein Abitur gemacht und denkt nun, die große Freiheit breche an. Doch ist es nicht elegante Revolte oder Dissidenz, die auf ihn wartet, sondern schlicht und ergreifend: der Zivildienst. Und Leon ist auch kein strahlender Held, er ist ein ganz normal Pubertierender mit allen unglamourösen Eigenschaften, die nun mal zur Pubertät gehören: Er ist unsicher und kompensiert diese Unsicherheit mit übersteigertem Geltungsdrang, er ist bockig, rücksichtslos, wichtigtuerisch und blöd, vor allem ist er blöd zu Mädchen. Seine Freundin Lea verlässt er, weil sie so ähnlich heißt wie er selbst, eine Geliebte verlässt er, weil sie zu alt ist, eine andere, weil sie aus einem Milieu kommt, mit dem er absolut nichts anfangen kann.

Warum man dieses Buch trotzdem gerne liest? Weil Marcus Braun, der 1971 geboren ist und in Berlin und an der Mosel lebt, den Mythos Jugend endlich mal vom Kopf auf die Beine stellt. Nichts Märchenhaftes hat sie, diese schrecklichste Zeit des Lebens, in der man sich vor allem mit Pickeln, Pausenhöfen und anderen Pannen befasst. Wie Leon es einmal selbst sagt: „Die Jugend. Nichts als Verzweiflung und Klamauk.“