Qualifizierung ohne Perspektive

Betr: „Die qualifizierten Zweitkräfte“, taz Bremen vom 6. Februar, S.21

Bremen bildet die dritte Kraft aus - ohne die zweite zu haben! Finanziert wird das „Projekt“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Dazu muss Bremen einen finanziellen Eigenanteil leisten. Diese Gelder kommen aus den 4,3 Millionen Euro, die der Senat eigentlich für ein „Zweitkräfteprogramm“ zur Verfügung gestellt hatte. Stattdessen sollen anzulernende Hilfskräfte die Aufgaben einer zweiten Fachkraft übernehmen. Der Plan ist perspektivlos, auch wenn er zunächst als Entlastung für überbeanspruchte Erzieherinnen wirkt. Die müssen nämlich in der zweijährigen „Qualifizierungsphase“ die SozialassistentInnen zusätzlich ausbilden! Zum Qualitätsabbau kommt ein ungeheurer Lohnangriff in einem finanzschwachen Bereich. Statt das Ansehen des Erzieherinnenberufes zu stärken und durch angemessene Bezahlung zu würdigen, werden noch schlechter bezahlte Hilfskräfte eingeführt, die das „Das kann ja jeder“-Image weiter verstärken. Wir fordern, dass zunächst in allen Einrichtungen regelhaft über alle bestehenden Betreuungspersonen hinaus eine zweite Fachkraft eingesetzt wird. Die in Aussicht gestellten zusätzlichen 4,3 Millionen können ein Einstieg in die Doppelbesetzung mit zwei ErzieherInnen sein. Sinnvoll wäre es, bereits ausgebildete, arbeitslose ErzieherInnen einzustellen. Das Geld aus dem ESF könnte für die Weiterbildung von ErzieherInnen und KinderpflegerInnen sowie anderen Menschen mit einem Abschluss im sozialen Bereich verwendet werden. Solche hochqualifiziert ausgebildeten ErzieherInnen können dann perspektivisch als zweite Fachkraft und zusätzlich im Integrationsbereich fest eingestellt werden. So wäre auch die Umsetzung des Rahmenplans für frühkindliche Bildung und eine sich daraus entwickelnde Neugestaltung fundierter pädagogischer Konzepte möglich. Ein neuer Niedriglohnjob und eine Haltung „Besser als nichts“ dagegen schafft keine Lösung für die desolate Situation in den Kindergärten: Das nächste PISA kommt bestimmt!

Tanja Kaller, Bremer Initiative für Vorschulbildung