letzte Fragen

Wie geht „I wart g‘schwind“? (28.2.)

Sollte es Euch einmal hierher (nach Schwaben) verschlagen und ihr vernehmt das Wörtchen g‘schwind, dann bleibt ganz locker. Vergesst Zeit und Raum. Entspannt Euch. Bestellt Euch einen Longdrink. Beginnt die Lektüre von Tolstois Krieg und Frieden. Lasst Euch wieder eine Matte wachsen. Wenn der Schwabe g‘schwind sagt, wird die Luft zähflüssig und die Welt scheint still zu stehen.

Redunzl Semmelmann, ein Nichtschwabe im Ländle

“I wart g‘schwind“ ist die kurze aber prägnante Fassung eines schwäbisch denkenden und schwätzenden Menschen für die schriftdeutsche Aussage: „Ich wäre bereit auf Dich zu warten, unter der Voraussetzung, dass es bei Dir nicht allzu lange dauert. Also beeile Dich bitte.“

Albrecht Kurz, Stuttgart

Nach Jahren verzweifelter Grübelei gelangte ich zu der Erkenntnis, dass „i wart g‘schwind“ auf Hochdeutsch „ich warte mal eben“ bedeutet. G‘schwind (oder auch g‘schwend) wird in diesem Fall temporal und nicht modal gebraucht, sonst hieße es „i wart korz“, übersetzt „ich warte kurz“. Ebenso verhält es sich bei „i mach des g‘schwend, guggetse g‘schwend, i heb‘ des g‘schwend“ etc.

Petra Becker, Vaihingen-Enz

Die Antwort auf diese Frage ergibt sich erst, wenn die Frage schriftdeutsch gestellt, also übersetzt, wird: „Ich warte kurz.“ Womit der Wartende zum Ausdruck bringt, dass er nicht gewillt ist lange zu warten.

Giorgio Montelupo, Pforzheim

Ha no, wenn i saag, i dät g‘schwend warta, dann hoißt dees zu dem, der was erleediga will: „Mach noare, Du Seggl, wennde net glei wied‘r dó bisch, dann kriagsch ois uff d‘r Riassl!“

Claus Langbein, Kornwestheim

Als reale Handlung geht das genauso wenig wie Eile mit Weile. Aber mit dieser rhetorischen Floskel lässt sichelegant der Zwiespalt zwischen eigener innerer Einstellung – „I möcht‘ g‘schwind weiter eile“ – und der Erwartung eines Gegenübers – „wart‘ doch mal, mach langsam“ – zum Ausdruck bringen!

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Wer sind Ölgötzen, und wie stehen sie herum? (28.2.)

Öl-Götzen sind Menschen die sich selbst für göttlich halten, der Umgebung aber nur als Götzen erscheinen. Dies ist zurückzuführen auf eine chronische Differenz zwischen Fremd und Selbstwahrnehmung. Sie fühlen sich gebalsamt, wirken nach außen aber leider nur ölig. Ihr Stehvermögen ist indifferent, da situationsabhängig...

Sohan Kaur Klinis, Bruchsal

Ölgötzen sind so was ähnliches wie Lackaffen und stehen genauso herum.

Margot Brünner, Reichertshofen

Ölgötzen sind zumeist unbewegte Beweger. Sie stehen nahezu überall herum, vornehmlich allerdings in Wohngebieten, vor kleinen Schutzhäuschen, in eigens errichteten Versammlungs- und Kultplätzen oder in Stau genannten ehernen Schlangen. Den Ölgötzen werden größtmögliche Opfer dargebracht. Geopfert werden vor allem Geld, Tiere, Menschen, Landschaft, Luft, Ruhe und Nerven. Die meisten Anhänger des Ölgötzenkultes gehören der Religionsgemeinschaft des ADAC an. Daneben gibt es einige eher unbedeutende Sekten und auch Freidenkergruppen deren Existenz aber kaum bekannt und folgenlos ist.

B. Riedl, Brilon Wie heißt unser derzeitiges Jahrzehnt? (21.2.)

Fifities, Sixties, Seventies, Eighties, Nineties …Zeros!!! Was sonst?

Moira Mertens, Berlin

Das derzeitige Jahrzehnt beginnt mit 0, also ist es das Jahrzehnt der führenden Nullen.

Margot Brünner, Reichertshofen

Je nachdem von wann bis wann die zehn Jahre gezählt werden, sind im Augenblick mindestens zehn verschiedene Jahrzehnte im Gange. Von zweien kenne ich Namen: 1997 - 2006: Erste Dekade der Vereinten Nationen zur Überwindung der Armut (beschlossen von der UNO). 2001 - 2010: Ökumenische Dekade „Gewalt überwinden - Eine Kultur des Friedens schaffen“ (beschlossen vom Ökumenischen Rat der Kirchen, Kurztitel „Gewalt überwinden“). Das sind schon mal zwei Anregungen, sich zu überlegen, was ein Jahrzehnt zu „unserem“ Jahrzehnt machen könnte. Individuelle Lebens-Jahrzehnte kann jede und jeder sowieso für sich benennen.

Annette Rodenberg, Königsberg

Also ich plädiere ganz klar für „Zweitausender“, auch wenn sich das eher nach Berggipfeln anhört. Nach dem Jahrtausendwechsel hat sich die Aussprache der Jahreszahlen grundlegend geändert. Spricht man zum Beispiel 1999 “neunzehnhundertneunundneunzig“ aus und nicht „tausendneunhundertneunundneunzig“, so heißt es heute „zweitausendvier“ und nicht “zwanzighundertvier“. Die Jahreszahlen sind also erfrischend kurz in ihrer Gänze auszusprechen.

Allerdings befürchte ich, dass es keine „goldenen Zweitausender“ werden, vielleicht bestenfalls „die entscheidenden Zweitausender“. Dies auch, weil im Gegensatz zu den „Achtzigern“ und den „Neunzigern“ die “Zweitausender“ einmalig sind und nicht wiederkehren werden.

H. Neubauer, Köln

Das sind – wie nach jeder Jahrhundert- und Jahrtausendwende – die Nuller. Wenn wir uns alle anstrengen, werden unsere Nachfahren noch lange von den „Goldenen Nullern“ schwärmen.

Horst Heyd , Tübingen

Warum enden sauböse Briefe meist mit „Schönen Gruß“? (21.2.)

Im Notfall schließe ich mit: „Mit der Ihrem Verhalten entsprechenden Achtung.“

Michael Brück, Werdohl

Wirklich böse Briefe enden mit „Hochachtungsvoll“. So die Ladung zum Haftantritt, das Knöllchen, das Schreiben des Gerichtsvollziehers. Deswegen, weil „mit freundlichem Gruß“ unangebracht erscheint. Ansonsten gibt es keinen Grund, sich gegenseitig wegen irgendwelcher Briefinhalte die Lebensfeude zu vermiesen. „Mit freundlichem Gruß“ hat sich daher als Standardfloskel eingebürgert. Persönliche Briefe lasse ich mit „vielen“ oder „herzlichen Grüßen“ enden. Für die Partner/innen gibt es natürlich Steigerungsformen.

Georg Doerry, Heimbach

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